Neubau der A 94:"Es gibt keine Geheimnisse"

Lesezeit: 3 min

Schon in vier Jahren soll die Autobahn A 94 zwischen Pastetten und Heldenstein fertig sein. In den kommenden Wochen beginnen erste Vorarbeiten - die Bevölkerung soll stets informiert werden

Von Florian Tempel, Dorfen

Das internationale Unternehmenskonsortium Isentalautobahn GmbH & Co. KG ist vertraglich zur eigenständigen Öffentlichkeitsarbeit verpflichtet. Man möchte wissen, wo wann was gemacht wird auf den 33 Kilometern zwischen den derzeitigen Autobahnenden bei Pastetten und Heldenstein. Die Autobahndirektion hat noch vor Weihnachten mitgeteilt, dass am Montag, 11. Januar, die Bauarbeiten für die A 94 konkret beginnen würden. Bis spätestens Anfang März müsse an vielen Stellen auf der Trasse die oberste Erdschicht abgetragen sein, damit sich nicht Vögel womöglich ausgerechnet auf einer Wiese, die eigentlich zubetoniert werden soll, zum Brüten niederlassen. Die Vorgabe, in weniger als vier Jahren die Isentalautobahn aus dem Boden zu stampfen, lässt keine Verzögerungen zu. Doch trotz des Zeitdrucks gibt es bislang noch keine konkreten Auskünfte zum A 94-Bau.

"Wir befinden uns derzeit in Betriebsurlaub und sind ab Montag, 11. Januar, wieder für Sie da." Die Telefonansage bei der Berger Bau GmbH, die federführend beim Bau der Isentalautobahn ist, stimmt sicher nicht für alle Mitarbeiter des Passauer Unternehmens. Die Vorbereitungen für die Arbeiten der Isentalautobahn liefen "auf Hochtouren", sagt Josef Seebacher. Der ist zwar Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern, bleibt aber vorläufig der einzige Ansprechpartner für Auskünfte zur Isentalautobahn. Die Projektleiter von Berger Bau wollen sich nicht äußern. Es sei vereinbart, dass man erst nach dem offiziellen Spatenstich mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am 5. Februar konkrete Auskünfte geben werde.

Anfang Februar gibt es eine Informationsveranstaltung

Seebacher weiß, dass Berger Bau-Mitarbeiter zwischen Pastetten und Heldenstein "Pflöcke einschlagen", um den Trassenverlauf abzustecken, und die Baustelleneinrichtung an verschiedenen Stellen planen. Alles in allem seien das jedoch nur Vorarbeiten und auch das Abschieben des Oberbodens auf der Autobahntrasse sei kein wirklich großes Ding. Er nehme an, sagt Seebacher, dass diese Arbeiten nicht unbedingt von Berger Bau selbst, sondern von lokalen Unternehmen ausgeführt würden. Sobald irgendwo tatsächlich Bagger anrollen sollten, wolle man das aber zeitnah bekannt geben. Ein funktionierendes "Kommunikationskonzept ist uns ganz wichtig", sagt Seebacher, "es gibt keine Geheimnisse". Aber bis zum Spatenstich "kann man noch nicht offensiv an die Presse gehen". Er bereite derzeit eine Veranstaltung für Kommunalpolitiker vor, die vorher informiert werden sollen. Eine erste öffentliche Informationsveranstaltung, an der auch die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) teilnehmen will, sei dann für Anfang Februar in Lengdorf geplant.

Die drei Unternehmen, die zusammen die Isentalautobahn bauen und betreiben werden, sind alles andere als Neulinge im Autobahngeschäft. In der Isentalautobahn GmbH & Co. KG sind drei Firmen zusammengeschlossen: Die Berger Bau GmbH, die Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, ein Tochterunternehmen der niederländischen Royal BAM Group, und der französische Konzern Eiffage. Berger Bau ist Teil der Berger Holding, einem familiengeführter Unternehmensverbund mit Hauptsitz in Passau. Die Berger Holding hat zahlreiche Tochterunternehmen und Beteiligungen an Firmen im In- uns Ausland mit circa 2200 Mitarbeitern. Der Gesamtumsatz lag 2013 bei etwa 350 Millionen Euro. Der Unternehmensbereich Öffentlich-Private-Partnerschaften (ÖPP) "mit Schwerpunkt Autobahnbau" sieht man in Passau als "möglicherweise eines der zukunftsträchtigsten neuen Geschäftsfelder". Die Isentalautobahn ist schon das zweite ÖPP-Großprojekt für Berger Bau. Das Unternehmen war bereits beim Ausbau der Autobahn A 8 von München bis Augsburg dabei.

Beim A 8-Ausbau und zuletzt beim Bau des Luise-Kisselbach-Tunnels am Mittleren Ring in München hat Berger Bau mit Wayss & Freytag zusammengearbeitet. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt am Main übernimmt bei der Isentalautobahn den Brückenbau. Nach der bereits fertiggestellten Lappachtal-Brücke müssen noch vier Großbrücken über die Isen bei Lengdorf sowie östlich von Dorfen über Goldach, Ornach und Rimbach gebaut werden. Laut dem der Autobahndirektion vorliegenden Bauzeitplan werden die Brückenbauten konkret im Juni oder Juli beginnen. Wayss & Freytag gehört seit 2002 zur niederländischen Royal BAM Group, hat etwa 1000 Mitarbeiter und machte zuletzt circa 370 Millionen Euro Umsatz.

Im Vergleich zum Dritten im Bunde, der französischen Eiffage, sind Berger Bau und Wayss & Freytag kleine Unternehmen. Eiffage ist ein Riese mit fast 70 000 Mitarbeitern und 14 Milliarden Euro Umsatz. Der Konzern ist zum einen ein Bauunternehmen, betreibt aber auch mehr als 2000 Kilometer Autobahn in Frankreich und bringt dieses spezielle Knowhow in die Isentalautobahn GmbH & Co. KG ein.

Zur Öffentlichkeitsarbeit, zu der das Firmenkonsortium vertraglich verpflichtet ist, gehört auch die Einrichtung eines Infozentrums. Bis das steht, wird aber auch noch Zeit vergehen. Seebacher erklärte, wie das Infozentrum später ungefähr aussehen wird: Ein Doppelcontainer mit Plänen und Schautafeln. Dort könnten sich dann "Schulklassen, Volkshochschulgruppe, Ingenieure oder Studentengruppen" den Autobahnbau erklären lassen. Das Infozentrum werde jedoch "nicht immer offen sein". Dafür werde es eine eigene Internetseite geben. Es sei ja großes Interesse am Bau der Isentalautobahn zu erwarten, sagt Seebacher - weil sie ja wohl "eine der letzten Projekte sein wird, wo in Deutschland eine Autobahn neu gebaut wird".

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: