Naturfilmer Jan Haft:Eine Schatztruhe voller Leben

Fünf Jahre Drehzeit, 500 Drehtage und 80 Drehorte: Herausgekommen ist "Die Magie der Moore". Der zweite Kinofilm des Dorfeners Jan Haft ist bereits vorab mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet worden.

Von Thomas Daller, Dorfen

Vor drei Jahren hat der Dorfener Naturfilmer Jan Haft seinen ersten Kinofilm präsentiert: "Das grüne Wunder - unser Wald". Am 24. September läuft nun sein zweiter Kinofilm an: "Magie der Moore". Vorab ist der Film bereits von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet worden. Haft hat sich wieder akribisch mit dem Thema befasst: Fünf Jahre Drehzeit, 500 Drehtage und 80 Drehorte sind in den Film eingeflossen.

Von 2010 bis 2015 war das international vielfach ausgezeichnete Filmteam an Drehorten in Deutschland, Finnland, in der Tschechischen Republik, Schweden, Dänemark, Norwegen und der Slowakei schwer filmbaren Motiven auf der Spur. In tagelangen Tarnzeltaufenthalten und auf Pirschgängen mit der Kamera sammelte es mit den neuesten Filmtechniken mehr als 250 Stunden Filmmaterial. Zeitlupenaufnahmen machen die schnellsten Bewegungen im Moor sichtbar, Zeitraffer erlauben dem Zuschauer einen neuen Blick auf scheinbar regungslose Pflanzen und präsentieren in faszinierenden Farbwechseln die Schönheit des Lebensraums Moor. Flugaufnahmen zeigen, wie sich Moore wie Inseln in der Kulturlandschaft einfügen und Makroaufnahmen werfen einen Blick auf die kleinsten Moorbewohner und ihre Geschichten. Zudem erfährt der Zuschauer, dass Moore gigantische CO₂-Speicher und elementar für das Klima sind.

Im Wechsel der Jahreszeiten zeigt der Film einen Ort am Übergang zwischen Wasser und Erde, voller spannender Gegensätze. Neben Wölfen, die durch weiße Wollgrasbüschel ziehen, Kranichen, die im Bruchwald ihre Jungen füttern oder anmutig tanzende Kreuzottern, sieht man fleischfressenden Sonnentau und zierliche Moospflanzen, deren Sporen krachend explodieren. Der Einsatz von Zeitlupenkameras machen den Flug des Hochmoorgelblings zum ästhetischen Genuss, Kran- und Schlittenfahrten bringen Bewegung in urwüchsige Latschenkiefern und lassen die Zuschauer eintauchen in teefarbene Schlenkentümpel.

Haft lenkt mit seinem Film den Blick auf eine lebendige Schatztruhe vor der Haustüre. In den Mooren sind in meterdicken Torfschichten gewaltige Kohlendioxid-Mengen gebunden. Doch während Europa zum Wohl des Klimas die Glühbirne verbietet, bauen seine nördlichen Mitgliedsstaaten neue Torfkraftwerke. Und auch in Mitteleuropa werden weiterhin Moore trocken gelegt. Die EU ist, nach Indonesien, Vizeweltmeister bei der Freisetzung klimaschädlicher Treibhausgase aus der Zerstörung von Mooren. Immerhin werden viele abgetorfte Moore wieder vernässt, also renaturiert. Aber der Heilungsprozess benötigt Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.

Als Erzähler im Film fungiert der Schauspieler und Grimme-Preisträger Axel Milberg, bekannt aus "Tatort" oder "Hannah Arendt". Mit seiner sonoren Stimme und einem warmen Timbre verbreitet er Ruhe, kann aber auch pointiert kommentieren und so für den einen oder anderen Schmunzler sorgen. Filmkritiker, die "Magie der Moore" bereits gesehen haben, bezeichnen es als Meisterwerk. Wer Hafts Fernsehfilme kennt, den dürfte das nicht verwundern. Schließlich ist der Regisseur und Kameramann aus Dorfen Deutschlands bester Naturfilmer, wenn man die zahlreichen nationalen und internationalen Preise und Auszeichnungen zugrunde legt, die er für seine Filme erhalten hat. Im Dorfener Kino im Jakobmayer startet der Film am 24. September mit vier Vorführungen, bei denen Haft anwesend sein wird.

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