Naturdenkmal:Neue Bäume für die Lindenallee

Baumallee bei Kirchberg

Rund 40 Linden wurden jetzt entlang der Lindenallee zwischen Wartenberg und Kirchberg gepflanzt. Weitere 30 auf Wartenberger Seite sollen folgen. Die Bäume sollen etliche Lücken in dem Naturdenkmal schließen.

(Foto: Stephan Görlich)

Der Landkreis hat mit dem Füllen der Lücken begonnen. Zuletzt standen nur noch 228 der ehemals 500 Bäume zwischen Wartenberg und Kirchberg. Um den Sicherheitsabstand zur Straße gab es lange eine Diskussion

Von Gerhard Wilhelm, Kirchberg

Im Laufe der Jahre wurden die Linden entlang der Straße von Wartenberg nach Kirchberg immer weniger. Nur noch 228 der ehemals etwa 500 Bäume des Naturdenkmals "Lindenallee" standen zuletzt noch am Straßenrand. Für den Erhalt hatten sich viele eingesetzt, darunter Grüne und Bund Naturschutz, sogar eine Petition im Bayerischen Landtag war eingereicht worden (und erfolgreich), jetzt zeigt dieses Engagement "erste Früchte", wie das Landratsamt mitteilt: Rund 40 Linden wurden entlang der Lindenallee gepflanzt. Weitere 30 sollen folgen. Die Aktion ist Teil eines Konzepts des Landratsamtes, das Nachpflanzungen in einem Abstand von rund 2,50 Metern - von der Fahrbahnkante zum Mittelpunkt des Baumes - auch in Baumlücken vorsieht, die größer als 100 3Meter sind. Bisher war von 4,5 Metern aus Sicherheitsgründen die Rede.

Und das war lange Zeit das große Problem: Nach dem bayerischen Straßen- und Wegegesetz müsste für die Nachpflanzung für erkrankte und abgestorbene Linden muss ein Abstand von mindestens 4,50 Meter zur Straße eingehalten werden, um die "Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs" nicht zu beeinträchtigen. Auch die Empfehlungen der ESAB 2006 (Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume, für die Straßenbauverwaltung verbindlich) sieht so einen Mindestabstand von 4,50 Meter vom Fahrbahnrand vor.

Im Landratsamt herrschte lange Zeit die Meinung, dass die Nähe der Bepflanzung zur Straße für die Bäume ein "Extremstandort" sei, da es "für die Wurzeln aufgrund des Straßenkörpers und der landwirtschaftlichen Nutzung an Entwicklungsmöglichkeiten mangelt". Eine Nachpflanzung in der bestehenden Flucht der Allee würde zudem nach Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde wegen der schlechten Standortbedingungen langfristig dazu führen, dass sich "ein Kümmerwuchs" wiederholen würde, den man auch an den vor rund vierzig Jahren gepflanzten Linden erkenne. Zudem würden die zu erwartenden Verletzungen am Stammfuß der Bäume einen erneuten Befall mit Pilzen, unter anderem dem Brandkrustenpilz, begünstigen.

Im vergangenen Jahr kam dann die Wende. Gemeinsam mit dem Fachbereich Liegenschaftsmanagement und dem Sachgebiet Naturschutz wurde ein Nachpflanzungskonzept entwickelt. Die Grundstücksicherung, damit überhaupt vom Landkreis Bäume gepflanzt werden können, sollte nun nicht mit Grunddienstbarkeiten, sondern mit privatrechtlicher Vereinbarung erfolgen, um es für die Grundstückseigentümer möglichst unkompliziert zu gestalten. Es wurde zudem aufgrund der Verkehrssicherheit festgelegt, dass es keine Nachpflanzungen in Sichtdreiecken zum Beispiel bei Einfahrten geben werde. Der Landkreis erklärte sich für die Pflanzung der Bäume und das Staatliche Bauamt Freising für die Pflege der Bäume verantwortlich.

Die Zustimmung der Gemeinden Wartenberg und Kirchberg, auf deren Flur die Lindenallee liegt, kam prompt. Das Landratsamt selber hatte im nächsten Verfahrensschritt daraufhin die betroffenen rund zwanzig Grundstückseigentümer entlang des Natur- und Kulturdenkmals über das Konzept informiert, um mit jedem von ihnen eine individuelle Vereinbarung abzuschließen. Im Januar folgte dann ein Treffen mit den interessierten und betroffenen Grundstückseigentümern - hauptsächlich aktive Landwirte. Hier wurde in enger Abstimmung vereinbart, dass die geplanten Nachpflanzungsstandorte vor Ort auf dem jeweiligen Grundstück markiert werden, damit jeder eine Vorstellung habe, wo die künftigen Linden stehen werden, wie das Landratsamt mitteilt. Von 28. Februar an unterzeichnete Landrat Martin Bayerstorfer mehrere Vereinbarungen, die dem Landkreis Erding das Recht sicherten, mehr als 40 Linden im Gemeindegebiet Kirchberg nach zu pflanzen. Jetzt konnte Landrat Martin Bayerstofer Vollzug melden: "Ich bedanke mich ganz besonders bei dem Gemeinderat und den vornehmlich aktiven Landwirten, die bisher ihren Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung gestellt und somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lindenallee geleistet haben. Ich hoffe, dass noch viele weitere diesem beispielhaften Handeln folgen, um die Lindenallee wieder das werden zu lassen, was sie einmal war", teilte Bayerstorfer mit.

Auch Dieter Neumaier, der neu gewählte Bürgermeister von Kirchberg, lobte das Engagement aller Beteiligten: "Viele kleine Rädchen mussten ineinandergreifen, um hier im Zusammenspiel etwas Einzigartiges für Natur, Umwelt und Heimat zu bewegen. Jetzt hat für das Naturdenkmal Lindenallee rund 115 Jahre nach der Pflanzung eine neue Zukunft begonnen."

Im Bereich Wartenberg soll die Umsetzung nach Mitteilung des Landratsamtes demnächst geschehen.

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