In Erding ist ein Traumjob zu vergeben: Der Süßwarenladen Naschkastl sucht einen neuen Inhaber. Spätestens im September muss der jetzige Besitzer Anastase Theodoridis das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen abgeben, "und das mit schwerem Herzen". Die Zukunft des Naschkastls steht auf dem Spiel, deswegen könne sich "jeder bewerben, der möchte". Eine Schließung mit Ausverkauf kommt für ihn allerdings nicht in Frage. "Ich bin den Erdingern schuldig, ihr Traditionsgeschäft zu erhalten", findet Theodoridis, denn das Naschkastl ist "eine echte Institution in Erding". Vor fünf Jahren hat Theodoridis den Laden vom Gründer Karl Ebinger übernommen und hätte ihn gern bis ins hohe Alter geführt. Da dies keine Option mehr ist, richtet sich Theodoridis nun offen an alle, um einen passenden Nachfolger zu finden.
Das Naschkastl ist bekannt für seine internationale Auswahl und außergewöhnlichen Köstlichkeiten. Gummibärchenpizza, Spielkarten aus Schokolade und französische Nougatheringe - was nach einem traumhaften Arbeitsplatz und der Erfüllung alter Kinderträume klingt, ist in Wahrheit harte Arbeit. Die Führung eines selbstständigen Unternehmens ist laut Theodoridis nicht zu unterschätzen. Verantwortung, Sauberkeit, und ausreichend finanzielle Mittel müsse man mitbringen. Theodoridis und hat hohe Ansprüche, schließlich sei einer Tradition von fast dreißig Jahren gerecht zu werden. "Mein Nachfolger muss mit genau so viel Leidenschaft dabei sein wie ich." Ganz wichtig ist ihm Kundenfreundlichkeit, denn "das macht diesen Laden aus. Wir beraten immer gerne und halten mit den Kunden einen Plausch." Die Nationalität, das Geschlecht und das Alter seien Theodoridis aber "absolut egal", es komme auf den Mensch an und "es muss einfach passen." Gepasst hat ihm aber noch keiner. Schon seit drei Monaten empfängt er Bewerber und hat noch keinen Nachfolger gefunden.
Der Nachfolger hat es dann mit mehr als dreißig Lieferanten aus aller Welt zu tun. "Trends findet man in Amerika, gute Kekse gibt es in England, Softnougat kaufe ich gern in Italien und die beste Schokolade kommt von der belgischen Marke Neuhaus." Der internationale Einkauf sei aufwendig und erfordere viel Erfahrung, doch "selbstverständlich lerne ich meinen Nachfolger an. Nur weil ich den Laden abgeben muss, heißt das ja nicht, dass er mir egal ist, und ich sofort aus der Tür verschwinde." Trotz aller Internationalität findet man auch allerhand heimische Köstlichkeiten, auch eine bayerische Brotzeit kann man im Naschkastl kaufen - die ist dann aber aus Marzipan. Und wer wissen möchte, wie Erding schmeckt, kann Schokotafeln probieren, auf denen städtische Sehenswürdigkeiten gedruckt sind.
Der besondere Mix aus Alt und Neu, Heimat und Exotik kommt in Erding gut an. Wer vor 30 Jahren als Kind den Laden besuchte, bringt nun den eigenen Nachwuchs mit. "Früher habe ich mir gern die Kaugummis mit Klebetattoo gekauft, die gibt es hier immer noch", erzählt Janette Löbig, die ihren achtjährigen Sohn Jan dabei hat. "Ich komme viel öfter als mein Sohn Jan. Heute hatte aber er Lust auf etwas Süßes und ich ausnahmsweise nicht." Schokolade bekommt sie dann trotzdem dazu, "als kleines Geschenk zum gekauften Lutscher. Das gibt es im Naschkastl immer und ist eine kleine Tradition", sagt Theodoridis.
Tradition ist auch Irene Schuhmann wichtig und deshalb unterstützt sie die kleinen Läden in Erding mit ihrem Einkauf. "Hier bin ich alte Stammkundin, ich kenne den Laden, seit er aufgemacht hat. Und meine Tochter auch."Sie erinnert sich, wie ihre damals dreijährige Tochter nur noch Süßes aus dem Naschkastl verlangt hat und kein Obst mehr essen wollte. "Den damaligen Inhaber Ebinger habe ich dann gefragt, ob er nicht ein paar Äpfel verkaufen könnte", erzählt Schuhmann.
Für Theodoridis ist das Naschkastl ein Treffpunkt der Generationen und er möchte es auch in Zukunft für Erding erhalten. Wer Interesse hat, den Laden zu übernehmen, kann Theodoridis unter Telefon 08122/13677 erreichen oder in der Krankenhausstraße 21 vorsprechen.