Nach Rundgang:Nachbesserungen gewünscht

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SPD vermisst am Bahnhof in Moosburg Behindertenparkplätze

Von Thilo Schröder, Moosburg

Würde der Stadt Moosburg und der Deutschen Bahn für die Infrastruktur am Moosburger Bahnhof ein Zeugnis ausgestellt, so stünden darin einige Fünfer und eine Vier, vielleicht auch eine Drei. Die Versetzung wäre zumindest gefährdet. So sieht es jedenfalls Rudolf Riedl, Experte der Freisinger SPD für Bahnhofinfrastruktur. Wenige Hinweisschilder, kein einziger Behindertenparkplatz, keine Rampen an den Bordsteinen und ein Fahrkartenautomat, den man kaum wahrnimmt - das sind nur einige der Mängel, die Riedl am Freitag bei einem Rundgang aufgezeigt hat. Zum "Bahnhofscheck" geladen hatte der SPD-Ortsverein Moosburg.

Moosburg werde immer mehr zur Pendlerstadt, sagte SPD-Ortsvorsitzender Mathias Kern. Rund 3000 Pendler und während der Schulzeit etwa 50 bis 100 Schüler passierten den Bahnhof täglich, schätzt ein Bahnkundiger. Er verkauft hier MVV-Tickets und hat auch früher schon, bevor er diesen Job annahm, am Bahnsteig gestanden und orientierungslosen Fahrgästen den Weg gewiesen.

Für die Bewertung der Infrastruktur hat sich Riedl in die Rolle eines Pendlers versetzt. Wer sein Auto im städtischen Parkhaus abstelle, finde dort "kein Schild, wo es zum Bahnhof geht", sagte Riedl. Das sei gerade für Pendler wichtig. Zudem sei der "Zickzackweg" zum Treppenaufgang zwischen den Rädern hindurch "ungünstig". Außerdem fehlten behindertengerechte Rampen an den Bordsteinen. "Ganz gefährlich" sei das. Und es gebe keinen Behindertenparkplatz im Parkhaus und nur einen Eltern-Kind-Parkplatz. Die nüchterne Zwischenbilanz: Der Bahnhof sei "grundsätzlich nicht behindertengerecht". Darüber hinaus gibt es keine Elektroladesäulen, und das Schild vor dem Parkhaus hat keine Digitalanzeige, die über die Anzahl der freien Plätze informiert, wie kritisiert wurde.

Für das Bahnhofsumfeld ist die Stadt Moosburg zuständig, für das Bahngelände selbst die Bahn. Ortswechsel: Bahnsteig am Gleis eins. Riedl empfiehlt, hier dringend einen Zaun zwischen Gleis eins und zwei anzubringen. "Es gibt genügend Deppen, die da rüber laufen. Ein Depp, fünf Nachahmer, den sechsten erwischt's. Das kann man verhindern." Er kenne das aus Eching, da sei es "ganz schlimm".

Er rät deshalb auch zu einer zweiten Unterführung aufgrund des sehr langen Bahnsteigs. So müssten Bahnfahrer nicht so weite Wege gehen, gerade zu den Stoßzeiten. "Wo geht's nach Freising", stellte Riedl eine für Ortskundige rhetorische Frage. Für andere ist sie jedoch berechtigt. Denn an diesem Bahnsteig wird nur auf die Verbindung Richtung Landshut hingewiesen. Schlecht beziehungsweise gar nicht ausgeschildert sind laut Riedl der Park&Ride-Parkplatz sowie der Lift und die Unterführung.

Zur Orientierung tragen an Bahnhöfen Infokästen mit bunten Netzplänen der Bahn- und Buslinien und Detailaufnahmen bei. Davon gibt es in Moosburg nur wenige. Bei der Bushaltestelle am Bahnhofsvorplatz stehen zwar die Abfahrtszeiten des Stadtbusses, eine Übersicht fehlt aber. "Da nützt auch das Handyzeitalter nichts", sagte Grill. Wer von auswärts kommt, hat wahrscheinlich nicht die MVG-App auf dem Smartphone. Auf dem Bahnsteig an Gleis zwei und drei hängen zwar ein Fahrplan und Infos zum Schienenersatzverkehr. Ein Hinweis auf Busanschlüsse findet man in den Infokästen aber nicht - dafür jede Menge Werbung für Hotels in Berlin, Basel und Bremen.

Es gebe "einigen Nachbesserungsbedarf" am Moosburger Bahnhof, so SPD-Landtagskandidat Markus Grill. Als "verbesserungswürdig" bewertete auch der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Gerd Beubl, die Infrastruktur. "Für Straßen wird so viel Geld ausgegeben, das ist unverhältnismäßig", kritisierte Bezirkstagskandidat Victor Weizenegger. Die Sozialdemokraten fordern einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen könne in diesem Bereich aber durchaus "zehn bis 15 Jahre" dauern, gab Rudolf Riedl zu bedenken.

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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