Nach kontroversen Diskussionen:Studenten und ein Klein-Hotel

Der Neufahrner Bauausschuss stimmt der einst umstrittenen Planung an der Vogelweide zu. Dort sollen eine Art Boardinghaus für Kurzfrist-Gäste und 18 micro-Appartements für Studenten und Dozenten gebaut werden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Im Bahnhofsviertel entstehen demnächst "Serviced Appartements" und "Micro-Appartements". Den Bewohnern werden teilweise sogar gezielt Fahrräder vom Vermieter zur Verfügung gestellt - ein für Neufahrn noch neues Modell. Der Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss hat kürzlich jedenfalls grünes Licht für die Bauvorhaben erteilt, obwohl sie in der Vergangenheit kontrovers diskutiert worden waren.

Dahinter stand die Angst, dass neue Boardinghäuser im Sinne von Arbeiterwohnheimen entstehen könnten. Um das zu verhindern, war sogar ein Bebauungsplanverfahren angestoßen worden. Die Erfolgsaussichten galten allerdings von Anfang an als eher zweifelhaft, und das Verfahren wurde wieder gestoppt. In der Zwischenzeit haben sich Rathausvertreter auf eher diplomatischer Ebene betätigt, die Bauanträge wurden modifiziert. Die Bauherren von der Vogelweide zum Beispiel haben zugesagt, dass ihr Boardinghaus weniger ein klassisches Arbeiterwohnheim als vielmehr ein Gebäude mit "Serviced Appartements" werden soll. Bei diesem Modell sind Leistungen, wie Wechsel der Bettwäsche und der Handtücher, tägliche Zimmerreinigung und oft auch ein Frühstück im Preis inbegriffen. Damit seien die Unterkünfte eher für kurzfristiges und übergangsweises als für dauerhaftes Wohnen konzipiert sein. Es bestehe "im Charakter der Nutzung ein deutlicher Unterschied zu Boardinghäusern in der Form von Arbeiterwohnheimen, wie sie in der Hans-Braun-Straße oder in Fürholzen bestehen", heißt es in dem Bauantrag.

Die mit einem Wohnheim einhergehende Belastung des Wohnumfelds sei deshalb nicht zu befürchten, ist man auch im Neufahrner Bauamt überzeugt. Im modifizierten Bauantrag ist auch ein weiterer Punkt berücksichtigt, der den Gemeinderäten Kopfzerbrechen bereitet hatte: Der Wendehammer auf der Vogelweide bekommt auf dem Grundstück der Bauherren eine öffentlich gewidmete "Rückstoßfläche", damit das ungehinderte Wenden immer möglich ist. Ein anderer Bauherr hatte direkt neben dem bestehenden Bahngebäude eine Art Klein-Hotel geplant, wie Bauamtsleiter Michel Schöfer es formulierte. Diese Planungen wurden ebenfalls argwöhnisch verfolgt, auch wegen der Verkehrssituation: Die Zufahrt führt über den Weg, den auch die vom südlichen Bahnsteig kommenden Fußgänger nehmen müssen. Auch mit Stellplätzen in ausreichender Zahl hätte es Probleme gegeben

Jetzt plant der Bauherr 18 Micro-Appartements zur befristeten Nutzung durch (Austausch-)Schüler und Studenten, Lehrer und Dozenten sowie an Schulen und Hochschulen befristet tätigen Personen. So ein Personenkreis sei "durchaus eine Bereicherung des Ortslebens", befand Schöfer. Auch verpflichtet sich der Bauherr, ein Nahmobilitätskonzept umzusetzen, indem er für die Mieter 15 Fahrräder und drei Lastenfahrräder bereit hält. Das Konzept geht davon aus, dass die Bewohner auch den öffentlichen Personennahverkehr nutzen und ohne eigenen Pkw auskommen, wie Schöfer erklärte. Dass deshalb weniger Stellplätze verlangt werden, bedeutet für Schöfer auch ein "größeres Maß an Sicherheit, dass nicht unter dem Etikett studentisches Wohnen eine andere Art Nutzung Einzug hält". Denn für ein Boardinghaus wären mehr Stellplätze nötig, und bei einem Verstoß müsste gegebenenfalls auch das Freisinger Landratsamt einschreiten.

Burghard Rübenthal (CSU) regte an, auch noch Carsharing einzuarbeiten. Der Verein Stadtteilauto hätte durchaus Interesse, ein zweites Fahrzeug in Neufahrn aufzustellen, bekräftigte Umweltreferent Florian Pflügler (ÖDP). Das würde auch Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) grundsätzlich befürworten. Aber mit einer solchen Vorgabe an Bauherren, warnte er, "stoßen wir an rechtliche Grenzen". Der Vorschlag, zumindest in einem Gespräch abzuklären, ob der Bauherr bei dem Neufahrner Carsharing-Projekt einsteigen möchte, wurde mit 3:6 Stimmen abgelehnt.

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