Nach 21 Jahren hat Helmut Veihelmann  den Taktstock weitergereicht:In großen Fußspuren

alexander scholz

Hat im Sommer den Taktstock von Helmut Veihelmann übernommen: Musiklehrer Alexander Scholz.

(Foto: Privat)

Alexander Scholz dirigiert am Wochenende zum ersten Mal das Erdinger Kammerorchester. Er will den hohen Standard halten. Mittelfristig sollen Orchester und Publikum jünger werden

Von Max Ferstl, Erding

Wenn der Musiker Alexander Scholz spricht wie ein Fußballer vor einem wichtigen Spiel, dann steht etwas Besonderes bevor. "Positive Anspannung" verspürt er gerade, sagt Scholz, trotz jahrelanger Erfahrung als Musiklehrer am Korbinian-Aigner-Gymnasium und erste Geige im Erdinger Kammerorchester. Er wolle am kommenden Wochenende "den Ball flach halten". Da spielt das Erdinger Kammerorchester am Samstag, 19 Uhr, im Pfarrsaal St. Vinzenz und am Sonntag, 15.30 Uhr, in der Klinik Wartenberg. Scholz wird das Orchester zum ersten Mal dirigieren.

Im vergangenen Sommer hat er das Amt von Helmut Veihelmann übernommen, der nach 21 Jahren den Taktstock weiterreichte. Seinen Nachfolger hat sich Veihelmann aber schon lange vorher ausgesucht. Bei seinem Abschied lobte er Scholz mit warmen Worten: "Er ist beliebt, sympathisch, vom Fach und voll anerkannt." Scholz als Geiger besitzt das notwendige Wissen über Streicher, die Herzkammer eines Orchesters. Außerdem verfügt er als Leiter des Schulorchesters über Erfahrung im Dirigieren. Scholz sagt: "Ich trete in sehr große Fußspuren." Deshalb bemüht er sich bei seinen ersten Konzerten um Risikominimierung.

Er verzichtet zum Beispiel auf den Bläsersatz. Als Solistin spielt die erfahrene Ute Auf dem Hövel. Sie war 15 Jahre lang Vorspielerin bei den Bratschen am Staatstheater Kassel und unterrichtet derzeit an der Kreismusikschule Erding. "Eine Vollblutmusikerin", findet Scholz, und "eine sichere Bank". Den Kern der beiden Konzerte am Wochenende, "Viva Viola!", hat Vorgänger Veihelmann organisiert: Hoffmeisters Violakonzert. Scholz wiederum hat die Stücke ausgesucht, die den Rahmen bilden, zum Beispiel Henry Purcells Chaconne in g-Moll oder Gustav Holsts St. Paul's Suite. "Es ist ein klassisches Konzert", sagt Scholz. Es gehe zunächst darum, "den hohen Standard zu halten".

Mittelfristig will Scholz aber mehr sein als ein Verwalter des Status quo. Er hat einige Ideen. Zum Beispiel sollen jüngere Musiker Teil der Besetzung werden. Dabei hilft, dass Scholz als Leiter des Schulorchesters quasi an der Quelle eines Jungbrunnen sitzt. Tragende Säulen des Schulorchesters hat er mittlerweile ins Kammerorchester gelotst: die Geigerinnen Leni Backin und die Schwestern Alisa und Julia Wiethaus. "So junge Mitglieder gab es selten", freut sich Scholz. Er spricht von einer "Win-win-Situation": Das Orchester gewinne junge Talente, von denen es auf diesem Niveau nicht so viele gebe. Die Talente gewinnen an Erfahrung.

Jünger soll nach Möglichkeit auch das Publikum werden. Klassische Konzerte würden zwar weiterhin den Hauptteil des Programms ausmachen, betont Scholz: "Wir sind schließlich ein Kammerorchester." Doch er will das Repertoire erweitern. Filmmusik wird bald auf den Probenplan stehen, Scholz plant zu diesem Thema einen Konzert-Abend im kommenden Sommer. "Das könnte ein jüngeres Publikum ansprechen." Oder auch das Stammpublikum, das sein Vorgänger Veihelmann ja als "sehr aufgeschlossen, freundlich gesinnt und treu" beschrieben hat.

Aufgeschlossenheit wird Scholz dem Publikum am Wochenende nur in einem Punkt abverlangen: Nach 21 Jahren steht ein neuer Dirigent vor dem Kammerorchester. Klingen soll alles wie gewohnt. Er sagt: "Es wäre schön, wenn alle zufrieden nach Hause gehen würden."

Das Erdinger Kammerorchester spielt am Samstag im Pfarrsaal St. Vinzenz. Erwachsene zahlen 16 Euro, Ermäßigte zehn Euro, für Kinder bis 14 ist der Eintritt frei. Am Sonntag findet in der Klinik Wartenberg ein Benefizkonzert statt. Der Eintritt ist frei, die Organisatoren bitten um eine telefonische Anmeldung (08762/910) bis Freitag, 20. Oktober.

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