Süddeutsche Zeitung

Magerl für Südeinschleifung:Altes Thema, frisch aufgewärmt

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Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl spricht sich plötzlich für eine Südeinschleifung der Walpertskirchener Spange aus - fünf Jahre nach dem Erdinger Stadtratsbeschluss gegen diese Variante

Von Mathias Weber, Erding

"Die Staatsregierung wäre gut beraten, die Südvariante nicht aus den Augen zu verlieren." Mit diesen Worten bringt der Freisinger Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne) eine Diskussion aufs Tapet, die doch schon vor Jahren abgeschlossen schien. Es geht um die Walpertskirchener Spange, das Bahnprojekt, das einst den Flughafen München und die Stadt Erding mit der Bahnlinie Richtung Dorfen und Südostbayern verbinden soll. Anfang des Jahrzehnts hatten Gesellschaft und Politik im Landkreis intensiv darüber diskutiert, wie diese Spange am besten an die Stadt Erding angebunden werden sollte. Entweder durch eine Nordeinführung, die von Walpertskirchen über Land nach Erding und dort durch einen Tunnel zu einem neuen, unterirdischen Bahnhof am Fliegerhorstgelände führen würde; oder durch eine Südeinschleifung, die an Wörth vorbei eine Verbindung zwischen der Bahnstrecke München-Mühldorf und der S-Bahnstrecke vor Aufhausen geschaffen hätte. Man hat sich schließlich auf die Nordvariante geeinigt, mit ihr plant nun auch die Bahn.

Magerl hat im vergangenen Jahr eine Anfrage an das zuständige Verkehrs- und Innenministerium in München gestellt und sich über den aktuellen Planungsstand nicht nur der Walpertskirchener Spange, sondern auch des Erdinger Ringschlusses informiert (siehe Kasten). Auslöser für seine Anfrage, so Magerl zur SZ, sei ein Besuch bei Bockhorn Ende vergangenen Jahres gewesen. Dort sei er in Kontakt gekommen mit der Bürgerinitiative rund um das Örtchen Schwarzhölzl, die sich gegen die Nordvariante wehrt. Nach Lektüre der Antwort des Staatsministeriums ist Magerl nun zur Erkenntnis gekommen, dass die Südeinschleifung die zu bevorzugende Variante sei: "Nach meiner Meinung spricht vieles dafür, dass die Südvariante besser ist und daher auch leichter und schneller realisierbar sein sollte." Zwei Gründe seien dafür maßgeblich: Als Grünen-Politiker, sagt Magerl, sei für ihn der Flächenverbrauch wichtig, der bei der Südvariante deutlich geringer sei. Außerdem gehe aus der Antwort des Ministeriums hervor, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Südvariante besser sei. Alle Vorhaben, die über einem Wert von 1,0 liegen, haben ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. Bei der Südvariante lag dieser Wert bei 1,17, bei der Nordvariante beträgt er lediglich 1,05.

"Die gesamthafte Bewertung aller für und gegen die Nord- und Südeinführungsvariante sprechenden Belange (Fahrzeitersparnis, Eingriffe in Natur und Landschaft, Auswirkungen auf den Menschen, Bau- und Betriebskosten und anderes) hat ergeben, dass die Nordeinführungsvariante (. . .) vorzugswürdig ist," heißt es hingegen aus München. Grund dafür sei auch der Erdinger Stadtratbeschluss vom Mai 2012. Damals hatten sich die Stadträte für die Nordvariante ausgesprochen, auch mit Blick auf die städtebauliche Entwicklung.

Ganz vom Tisch ist die Südvariante aber nicht. Beide Varianten werden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens geprüft. Dieses, so glaubt das Ministerium, könnte im Jahr 2018 eingeleitet werden. "Erfahrungsgemäß", heißt es, "beträgt die Dauer eines Planfeststellungsverfahrens dieser Größe drei bis vier Jahre." Mit einem Baubeginn ist daher nicht vor 2022 zu rechnen. Die Kosten für die Walpertskirchener Spange liegen dem Ministerium zufolge bei etwa 145 Millionen Euro. Darin noch nicht enthalten sind Kosten für Änderungen aus den Prüfläufen, für eventuelle Auflagen aus dem Planfeststellungsverfahren, Risiken sowie Anpassungen des Preisstandes.

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Quelle:
SZ vom 18.01.2017
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