Süddeutsche Zeitung

MVV im Landkreis Ebersberg:Weniger Lücken

Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird der Busverkehr auf einigen Linien ausgebaut. Einige Süd-Gemeinden sind erstmals auch am Wochenende mit dem ÖPNV erreichbar

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Das Busangebot im Landkreis wird zum Fahrplanwechsel im Dezember leicht ausgebaut. 185 000 Kilometer werden die Regionalbusse jährlich zusätzlich zurücklegen, das entspricht einer Strecke "viereinhalb mal um die Welt", wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der Sitzung des zuständigen Umweltausschusses anmerkte. Insgesamt werden die Busse m Landkreis 2,2 Millionen Kilometer pro Jahr fahren, der Zuwachs beträgt also 8,3 Prozent. Die Ausgaben des Landkreises für den ÖPNV steigen im Jahr 2020 auf gut 1,6 Millionen Euro, 27 000 Euro mehr als 2019.

Verbesserungen werden unter anderem die Fahrgäste auf den Linien 413 und 440 bemerken. Erstere bediente die Strecke Glonn-Oberpframmern-Egmating-Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die zweite Linie fährt auf der Strecke Glonn-Moosach-Bruck-Alxing-Pienzenau-Grafing-Bahnhof. Mit dem neuen Fahrplan wird auf der Linie 440 am Wochenende ein durchgängiger Zwei-Stunden-Takt möglich. Bisher verkehrten die Fahrten unregelmäßig im Abstand von bis zu drei Stunden. Außerdem - das wird Badegäste und Spaziergänger im kommenden Sommer wohl freuen - wird eine bislang nicht vorhandene Anbindung des Steinsees geschaffen.

Die Veränderungen auf der Linie 413 haben zur Folge, dass Antholing, Netterndorf und Berganger künftig auch am Wochenende und an Feiertagen mit dem Bus erreichbar sind. Bisher verkehrten hier Linienbusse nur unter der Woche. Dichter wird der Takt vom Winter an auf der Regionalbuslinie 442, die zwischen Grafing-Bahnhof-Ebersberg-S-Bahnhof Eglharting-Kirchseeon Westring und Buch verkehrt. Am Nachmittag fährt der Bus bereits relativ häufig, bei einer Befragung hatten aber Fahrgäste insbesondere am Vormittag eine Taktverdichtung gewünscht - vor allem, weil dann auch die Kreisklinik besser mit dem Bus erreichbar wäre.

Tatsächlich gibt es momentan eine riesige Lücke im Fahrplan - zwischen 8.45 und 12.10 Uhr fährt hier gar nichts. Künftig wäre es immerhin zwei Busse pro Richtung, in Grafing-Bahnhof werden diese um 8.45 und 10.10 Uhr abfahren. Außerdem kommt abends um 19.10 Uhr noch eine weitere Fahrt dazu. Allein der Ausbau auf dieser Linie kostet 40 000 Euro mehr. 47 000 Euro zusätzlich fallen für eine Verbesserung auf der Linie 469 an, die auf der Strecke Markt Schwaben-Forstinning-Forstern-Hohenlinden verkehrt. Fünf zusätzliche Fahrten - zwei in Richtung Markt Schwaben, drei in Richtung Hohenlinden - werden auch hier den Takt auf der Linie für die Fahrgäste komfortabler machen.

Eine kleine Verbesserung werden auch die Fahrgäste im Aßlinger Raum spüren. Bisher verließ der letzte Bus Richtung Schalldorf um 21.15 Uhr den Aßlinger Bahnhof, künftig kommt man auch um 22.15 Uhr noch einmal vom Bahnhof weg. Auch noch einige andere Modifikationen sind zum Fahrplanwechsel im Dezember geplant, doch der große Wurf soll erst noch folgen: Langfristig hat sich der Landrat nämlich vorgenommen, eine durchgehende Bedienung aller Linien an allen Wochentagen zu erreichen. Nicht immer müsste das durch große Busse geschehen, auch auf Modelle wie Anruftaxis will der Landkreis dann setzen.

Dass eine Verdichtung des Takts und eine regelmäßige Bedienung der Linien auch an den Wochenenden den Fahrgästen sehr wichtig ist, hatte im vergangenen Jahr auch eine repräsentative Online-Befragung des MVV im Landkreis gezeigt. Vorbild für die Ebersberger ist der Landkreis Fürstenfeldbruck, wo man seit 2015 nachts und am Wochenende auf Anruftaxis im MVV-System setzt. Die Ruftaxis fahren dort auf Anforderung außerhalb der Betriebszeiten der Busse jede im Landkreis vorhandene Linienbushaltestelle an. Es gibt sogar noch einige Haltestellen, die ausschließlich von den Ruftaxis bedient werden, beispielsweise Veranstaltungsorte oder Aussiedlerhöfe. Die Ruftaxis verkehren in der Regel bei Bedarf abends im 20-Minuten-Takt bis kurz nach Mitternacht, danach bis in den Morgen im Stundentakt. Auch an den Wochenenden und Feiertagen gibt es einen Stundentakt.

Allerdings hat so ein Angebot auch seinen Preis. Allein für den Abend- und Wochenendverkehr gibt der Landkreis Fürstenfeldbruck in diesem Jahr 1,35 Millionen Euro aus, insgesamt wird das Defizit für den ÖPNV in Fürstenfeldbruck in diesem Jahr 7,5 Millionen Euro betragen.

Im Landkreis Ebersberg soll über den neuen Nahverkehrsplan im Herbst dieses Jahres beraten werden. Danach wird entschieden, welche Maßnahmen wann umgesetzt werden.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2019
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