Museum Erding:Wo sind die Jäger geblieben?

mittelsteinzeitliche feuersteinpfeilspitzen und geräte

Mehr als 2000 Pfeilspitzen wurden bei Fuxleben in der Gemeinde Neuching gefunden. Sie sollen den Archäologen weiterhelfen.

(Foto: Privat)

Der Landshuter Kreisarchäologe Thomas Richter präsentiert erste Erkenntnisse zu Funden aus der Mittelsteinzeit

Mit den mittelsteinzeitlichen Fundplätzen Fuxleben in der Gemeinde Neuching und Höning im Isental bei Dorfen und mit den letzten Jägern und Sammler im Erdinger Land befasst sich Thomas Richter, der Landshuter Kreisarchäologe, bei einem Vortrag am Montag, 6. März, 20 Uhr, im Museum Erding. Anlass für den Vortrag sei die aktuelle wissenschaftliche Bearbeitung der Fundstelle von Höning und die durch Mitglieder des Archäologischen Vereins Erding (AVE) 2015 entdeckte mesolithische Freilandstation mit Schlagplatz auf dem Bruckberg bei Fuxleben. Man dürfe gespannt sein, schreibt der Vereinsvorsitzende Harald Krause in einer Ankündigung, was die erste Auswertung der mehr als 2000 Feuersteinabschläge, -klingen, -kratzer, -kernsteine und -pfeilspitzen aus Fuxleben an Ergebnissen "zu dieser spannenden Zeit der Menschheitsgeschichte" für das Erdinger Land liefere.

Als vor etwa 12 000 Jahren die letzte Eiszeit endete, begann mit der Mittelsteinzeit ein neuer Abschnitt der Menschheitsgeschichte, schreibt Krause. Zuvor hätten unsere Vorfahren in der Altsteinzeit noch in einer eiszeitlichen Kaltsteppe Mammuts und wollhaarige Nashörner gejagt, nun mussten sie sich im wärmer werdenden Klima den dichteren Wäldern und dem neuem Jagdwild anpassen. Ihre neuen Jagdstrategien hätten ihnen das Überleben für weitere 4000 Jahre gesichert, bis vor etwa 7500 Jahren Siedler aus dem mittleren Donauraum in den Urwald dieser Region eingewandert seien und durch Brandrodung Ackerflächen geschaffen, Altbayern kolonisiert und die jägerische Lebensweise abrupt beendet hätten. Bis heute stelle dieser Vorgang eines der großen Rätsel der Archäologie dar, schreibt Krause. Warum verschwanden die Jäger und Sammler innerhalb kurzer Zeit vollständig? Übernahmen sie die Lebensweise der Bauern oder wurden sie vertrieben? Wie kann es sein, dass in so kurzer Zeit eine Lebensweise, die Jahrtausende überdauerte, fast schlagartig verschwindet? Richter stützt sich demnach in seinem Vortrag auf aktuellen Untersuchungen zum Mesolithikum in Altbayern und zu den neuen Fundstellen des Erdinger Landes. Er stellt dar, wie die letzten Jäger und Sammler lebten, wie sie ihre Lebensweise an das sich stetig ändernde Klima anpassten, wovon sie sich ernährten und welche Kontakte sie hatten. Schließlich stelle sich die Frage, heißt es weiter, wie viele der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler eigentlich in Altbayern lebten.

Der Archäologische Verein Erding wählt am Montag, 6. März, bei seiner Jahreshauptversammlung aber auch einen neuen Vorstand. Der offizielle Teil der Versammlung mit Neuwahlen beginnt um 18 Uhr. 154 Mitglieder habe der AVE mittlerweile, teilt der Vorsitzende Harald Krause mit. Sie hören zunächst einen Kassen- und einen Tätigkeitsbericht, dann stehen Neuwahlen auf dem Programm. Den Tätigkeitsbericht bekommen die Mitglieder wieder in Form eines Kurzfilms von Rolf Böker als Jahresrückblick präsentiert. Des weiteren wird das Halbjahresprogramm, das Vereinsheft und die Herbst-Studienreise vorgestellt. Wenn diese Formalien erledigt sind, ist die Versammlung für alle Interessierten geöffnet, dann referiert Thomas Richter zur Mittelsteinzeit.

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