Eine bayerische Weißwurst ist eine „White Sausage“. So steht es auf der Speisekarte im Wiesnzelt „Goldener Hahn“, in der die Gerichte für die zahlreichen internationalen Oktoberfestgäste ins Englische übersetzt sind. Weißwurst auf Spanisch, Litauisch oder Chinesisch ist aber auch kein Problem. Festwirtsfamilie Able verwendet heuer zum ersten Mal einen KI-generierten QR-Code, der die Karte in 33 Sprachen übersetzen kann. Möglich macht's ein Tool der Firma Alpha11 aus Pastetten im Landkreis Erding.
Der neue Übersetzungsservice „QR-Translator“ funktioniere denkbar einfach, erklärt Klaus Hamal, Inhaber von Alpha11: Der Gast muss nur den angefügten QR-Code der Speisekarte scannen, schon wird die Landessprache auf dem Smartphone automatisch erkannt und die Gerichte werden in die jeweilige Sprache übersetzt. Die Auswahl reicht von Chinesisch, Vietnamesisch und Arabisch bis Französisch und Lettisch, Portugiesisch und Rumänisch.
Wiesnwirt Sebastian Able sagt, er sei von Hamals Idee sofort begeistert gewesen. Für die internationalen Oktoberfestgäste der klassischen Hühner- und Entenbraterei mit 360 Sitzplätzen sei das ein guter zusätzlicher Service, der bequemer zu handhaben sei als eine übliche Übersetzungs-App. Bleibt die Frage, wie wohl Backhendl, Bauernente oder gar Obazda auf Chinesisch oder Finnisch übersetzt werden?
„Obazda ist gar kein Problem“, erklärt Hamal. Das Gericht werde einfach in der jeweiligen Sprache beschrieben als „typischer bayerischer Weichkäse-Brotaufstrich“. Sollte die Sprache nicht im Tool berücksichtigt sein, erscheint die Info automatisch auf Englisch. Und für alle Fälle könnte der Nutzer den Dienst eines Fachübersetzers dazubuchen, so Hamal.


Über digitalisierte Speisekarten zum Einscannen des Menüs verfügt das von Klaus Hamal 1999 gegründete Unternehmen schon seit ein paar Jahren. Über einhundert größere und kleinere Gastronomiebetriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzten den Service der Pastettener Firma, so Hamal. Mittlerweile setzten immer mehr Betriebe auf QR-Codes.
Auf die Idee mit der Erweiterung um das Übersetzungstool ist Hamal vor etwa drei Jahren gekommen, als er mit Besuch aus Tschechien auf Sightseeing in München unterwegs war. Infotafeln habe es nur auf Deutsch oder Englisch gegeben. Es stellte sich heraus, dass der Besuch sich schwertat. Hamal: „Nicht jeder kann Englisch.“ Über einen Server in Island, der „mit Milliarden von Lerndokumenten“ gefüttert worden sei, habe Alpha11 das Tool entwickelt. Die vielsprachige Übersetzungshilfe könne auch in anderen Bereichen sehr gute Dienste leisten, betont der gelernte Informationselektroniker-Meister. Zum Beispiel in Behörden, Arztpraxen, Museen oder auf Verpackungen.
Neben digitalen Speisekarten entwickelt die Firma aus Pastetten auch Serviceroboter, die zum Beispiel Reinigungs- oder Transportarbeiten übernehmen oder Getränke und Essen an Tische liefern. Angesichts des Mangels an Wiesn-Bedienungen wäre da nicht ein Maßkrug-stemmender Roboter eine Möglichkeit? Derzeit noch nicht, winkt Klaus Hamal ab. Der unebene Boden im Bierzelt sei ungeeignet. Aber die Apparaturen würden ständig weiterentwickelt. Irgendwann werde es Roboter geben, die Kellner und Kellnerinnen in den Wiesnzelten unterstützen, ist er überzeugt.

