Mülltonnen im Landkreis Erding:Aus Brüssel rollt die Graue Tonne an

Wird bald ein weiterer Sammelbehälter für Kunststoff eingeführt? Eine verbindliche Einführung lehnt das Landratsamt Erding ab.

Thomas Daller

Wenn es nach der EU geht, wird man bei den Mülltonnenhäuschen wohl wieder einmal anbauen müssen: Denn außer der Biotonne, der Restmülltonne, der Papiertonne und dem Platz für die Gelben Säcke soll auch noch eine Graue Tonne kommen - darin soll künftig Kunststoff separat gesammelt werden. Die Graue Tonne ist Bestandteil einer EU-Rahmenrichtlinie, die bis Ende des Jahres komplett in deutsches Recht umgesetzt werden soll.

MUELLTONNEN

Neben der braunen, blauen und schwarzen Tonne möchte die EU nun einen grauen Sammelbehälter für Kunststoff einführen.

(Foto: DDP)

Im Landratsamt Erding hofft man, dass es nicht zu einer verbindlichen Einführung dieser Wertstofftonne kommen wird, da es im Landkreis ohnehin eine sehr hohe Dichte von Recyclinghöfen gibt. "Wir hoffen, dass die Einführung der Tonne den Kommunen freigestellt und nicht vorgeschrieben wird", sagte die Pressesprecherin des Landratsamtes, Christina Centner.

Sinn der Grauen Tonne soll es sein, die Verwertungsquoten weiter zu steigern. In der Grauen Tonne sollen alle Arten von Kunststoff, ob mit oder ohne Grünen Punkt, Metalle und Verbundmaterialien gesammelt werden. Widerstand kommt vor allem aus Bayern, dem Bundesland, in dem die meisten Recyclinghöfe existieren. Die durchschnittliche Verwertungsquote über alle Abfallarten hinweg liegt bei mehr als 70 Prozent, wobei einzelne Kommunen deutlich höhere Werte erreichen.

Im Landkreis Erding liegt die Verwertungsquote sogar bei 80,7 Prozent. Nach Aussage von Bernd Buckenhofer, stellvertretender Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags, sind Bayerns Kommunen aufgrund der hohen Verwertungsquoten "auf dem besten Weg zur Verwirklichung der europäisch geforderten Recyclinggesellschaft".

Auch das Bayerische Umweltministerium, das einen gesetzlichen Zwang zur Einführung der Wertstofftonne ebenfalls ablehnt, weist auf den kostspieligen logistischen Aufwand des anvisierten Systemwechsels hin. Das Sammeln der Wertstoffe sei so aufwendig, dass die Kosten mit den Verkaufserlösen nicht gedeckt werden können.

Im Übrigen treffe es auch nicht zu, dass die mit dem Grünen Punkt gekennzeichneten Verpackungen aus dem Gelben Sack vollständig stofflich verwertet würden: Insgesamt würden davon mehr als 60 Prozent verbrannt, denn bei Verpackungsabfällen aus dem privaten Haushalt handele es sich um ein minderwertiges Produkt.

Im Landkreis Erding, der lediglich die Flächen für die Sammelcontainer im Rahmen des Dualen Systems bereitstellt, werden die Gelben Säcke zu etwa 50 Prozent bei der Firma Wurzer und zu 50 Prozent im Wertstoffzentrum Flughafen sortiert. Der Anteil der Sortierreste, also Materialien, die nicht in den Gelben Sack gehören, liegt nach Angaben von Pressesprecherin Centner bei lediglich 25 Prozent: "Die Reste werden wie Restmüll entsorgt, also verbrannt."

Sollte die Graue Tonne für Kunststoff trotz der Proteste zwangsweise kommen, warnt der Verband kommunale Abfallwirtschaft davor, sie dürfe keinesfalls von privaten Entsorgungsfirmen gemanagt werden. Man habe in der Vergangenheit die Vergabe der Papiertonnenentsorgung an Dritte bereut: Als die Preise im Keller waren, fiel für die Privaten einfach die Geschäftsgrundlage weg. Dann mussten die Kommunen selber wieder die Aufgabe übernehmen.

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