Moosinning:Vom Praktikanten zum Jahrgangsbesten

Moosinning: Thomas Kressirer, Bayerns bester Kaminkehrermeister, entdeckte seine Liebe zum Beruf bereits während eines Schulpraktikums.

Thomas Kressirer, Bayerns bester Kaminkehrermeister, entdeckte seine Liebe zum Beruf bereits während eines Schulpraktikums.

(Foto: Renate Schmidt)

Thomas Kressirer aus Moosinning hat seine Meisterprüfung als Kaminkehrer mit Bravour abgeschlossen. Für das Handwerk ist der 23-Jährige ein Vorzeigebeispiel, dass "Karriere mit Lehre" erstrebenswert ist

Von Melanie Schwarzbauer, Moosinning

Mit Ruß im Gesicht und Leiter in der Hand - so stellt man sich einen klassischen Schornsteinfeger vor, der laut altem Brauchtum auch noch ein Glücksbote ist. Der 23-jährige Thomas Kressirer aus Moosinning brauchte bei seiner Meisterprüfung nicht viel Glück, denn er überzeugte mit seinem Können.

Bei der Meisterfeier der Handwerkskammer für München und Oberbayern, im International Congress Center München, erhielten vor einigen Tagen etwa 1700 Handwerksmeister ihre Meisterbriefe. Davon wurden 42 Absolventen als Jahrgangsbeste geehrt, darunter auch Thomas Kressirer, der zu Bayerns Jahrgangsbester Kaminkehrermeister gekürt wurde.

Der Beruf des Kaminkehrers wird oft von Generation zu Generation weitergegeben: Nicht so bei Thomas Kressirer, die Leidenschaft für seine Arbeit entdeckte er während eines Praktikums.

Kressirer, der nach seinem Abschluss an der Herzog-Tassilo-Realschule in Erding sofort mit der Lehre als Kaminkehrer begann, ist ein Beispiel dafür, dass eine Lehre erstrebenswert ist. "Das damalige Schulpraktikum hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich konnte mir gut vorstellen, in Zukunft in der Branche tätig zu sein", sagt der junge Meister. Schon in seinen Lehrjahren konnte er seinen Ausbilder, der ihn stets lobte, überzeugen. Kressirer hatte die Möglichkeit seine Lehrzeit, die normalerweise drei Jahre beträgt, auf zweieinhalb Jahre zu verkürzen. "Nach meiner Lehre war klar, dass mich mein Ausbilder nicht übernehmen konnte, um so glücklicher war ich, als mich Bezirkskaminkehrer Reinhard Bauer anrief und mir bei sich einen Platz anbot", sagt Kressirer. Mit der Unterstützung seines Arbeitgebers entschied sich der junge Kaminkehrer auf die Meisterschule zu gehen und opferte teilweise seine bezahlten und unbezahlten Urlaubstage für die weitere Ausbildung. "Ich hätte auch noch einmal zur Schule gehen können, aber eine Ausbildung in der Meisterschule klang für mich einfach lukrativer", sagt der Schornsteinfeger. Kressirer sagt, die Meisterprüfung der Kaminkehrer werde oft unterschätzt, zumal die Durchfallquote bei 65 Prozent liege. "Ich habe viel für die Prüfung gelernt, denn mir war diese Bilanz bewusst. Aber dass ich jetzt dafür eine Auszeichnung bekomme, damit habe ich im Leben nicht gerechnet", sagt Kressirer bescheiden. Für den Kaminkehrer ist der Winter Hochsaison: " Alle heizen natürlich bei den kalten Wintertemperaturen, deswegen arbeiten wir auch auf eis- und schneebedeckten Dächern, was nicht gerade ungefährlich ist", sagt Kressirer und hofft auf eine unfallfreie Winterzeit für alle Kaminkehrer im Einsatz. "Für die Zukunft würde ich mir wünschen, einen eigenen Bezirk übernehmen zu können oder weiter aufzusteigen, um mit 65 nicht mehr auf Dächern herumklettern zu müssen", sagt der junge Kaminkehrermeister.

Laut der IHK sagte Handwerkskammerpräsident Georg Schlagbauer in seiner Rede auf Deutschlands größter Meisterfeier, dass seit 2006 die Zahl der Studienanfänger um 47 Prozent gestiegen, die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge hingegen um elf Prozent gesunken sei. Man brauche aber ein ausgewogenes Verhältnis von Theoretikern und Praktikern. Mit der Kampagne "Elternholz", die von der bayrischen Handwerkskammer, der IHK und dem Wirtschaftsministerium ins Leben gerufen wurde, will man Jugendlichen signalisieren, dass "Karriere mit Lehre" erstrebenswert ist. Schlagbauer sagte, "die duale Ausbildung ist ein Schutzschild gegen die Jugendarbeitslosigkeit" und setze sich auch im Ausland immer öfter durch.

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