Moosinning:Harte Abrechnung

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Beschimpfungen und Bedrohungen hat sich Pamela Kruppa ausgesetzt gesehen. (Foto: Renate Schmidt)

Die CSU kürt Manfred Lex zum Bürgermeisterkandidaten. Pamela Kruppa erhebt schwere Vorwürfe gegen ihre Parteikollegen

Von Regina Bluhme, Moosinning

Es ist eine harte, klare Niederlage für Pamela Kruppa: Mit 47 zu 73 Stimmen hat die amtierende CSU-Rathaus-Chefin das parteiinterne Rennen um die Bürgermeisterkandidatur gegen Manfred Lex verloren. 2. Bürgermeister Lex war vom Ortsvorstand und der CSU-Fraktion gegen sie in Stellung gebracht worden. Kruppa hielt im übervollen großen Saal des Oberwirts eine äußerst kämpferische, emotionale Rede, die zur Abrechnung mit der Moosinninger CSU-Führungsriege geriet und in namentlichen Angriffen gegen zwei Gemeinderäte gipfelte. Ihr Schlusswort lautete: "Pfui Teufel".

Die Platzwahl sagte alles: Manfred Lex saß ratschend am Tisch mit den Gemeinderäten und dem CSU-Kreisvorsitzenden Landrat Martin Bayerstorfer, während Pamela Kruppa durch den Saal wanderte, mal hierhin, mal dorthin, nur nicht an den Tisch mit Lex. Die Begrüßung übernahm Bayerstorfer, der auch betonte, dass fristgerecht geladen worden sei. Den Termin hatte Kruppa zuvor als zu spät und nichts rechtens kritisiert. Darauf ging die Bürgermeisterin in ihrer Rede dann nicht mehr ein. Dafür setzte sie zu ihrer Verteidigung an und verwies auf Erfolge: Dass die Ortsumgehung nun in den vordringlichen Bedarf aufgenommen sei - "unser größtes Wahlversprechen". Ihrem persönlichen Einsatz sei es auch zu verdanken, dass Rewe am Ort geblieben sei. Kruppa ist seit zwei Amtszeiten Bürgermeisterin und sie zählte alle Projekte für Familien, Kinder, Gewerbetreibende und den Sport auf. "Sie wissen, ich stehe für Transparenz, Geradlinigkeit und klare Kante", rief sie in den Saal. "Und ich kann Wahlen gewinnen!" Dafür erhielt sie Applaus und Bravorufe.

Dann holte Kruppa kurz Luft. Sie habe lange gezögert, "aber jetzt muss es einfach raus": Kürzlich sei sie von einem CSU-Gemeinderat wüst beschimpft worden; auf einem dunklen Parkplatz habe sie ein anderer bedroht. Einem "unbescholtenen Familienvater" sei erklärt worden, dass die Freundschaft der Kinder beendet sei, sollte er sich für Kruppas Nominierung starkmachen. Sie habe ein "Vier- oder Sechs-Augengespräch" mit Manfred Lex und Fraktionsvorsitzendem Manfred Wenninger geführt. "Sie wussten alles." Zu so einem Verhalten könne sie nur sagen: "Pfui Teufel!" Wieder brandeten Applaus und Bravorufe auf. Die namentlich genannten Räte reagierten in der Versammlung nicht auf die Vorwürfe.

Auch Manfred Lex hielt sich strikt an sein Redemanuskript und begann mit der Begrüßung auch der Bürgermeisterin. Doch der 63-Jährige verschoss auch die eine oder andere Spitze gegen Kruppa. Insgesamt 327 Tage habe er während Kruppas Amtszeit die Bürgermeisterin vertreten. "Ich habe dabei bewiesen, dass ich es kann." Besichtigungen und Workshops, wie von Kruppa aufgezählt, hätten stattgefunden, nur sei dann eine Person ganz oft nicht dabei gewesen. Überhaupt werde oft etwas im Gemeinderat entschieden und dann gehe nichts voran. Lex forderte eine vorausschauende Planung, "wir laufen doch der Entwicklung nur hinterher".

Aus dem Publikum meldete sich ein Zuhörer, der monierte, dass "wegen ein paar Befindlichkeiten" gegen eine junge Bürgermeisterin ein "frischgebackener Rentner in Stellung gebracht wird". Manfred Wenninger bestritt, dass es das Vier-Augengespräch gegeben habe. "Das ist untereste Schublade." Ein weiterer Zuhörer schimpfte, die Partei verzettle sich in einem Kleinkrieg und das führe zu einer "Beschädigung der CSU". Der Ortsverband habe Glück, dass bislang die anderen Parteien nicht "draufgehauen haben".

123 gültige Stimmzettel wurden bei der Wahl abgegeben, 73 votierten für Manfred Lex und 47 für Pamela Kruppa, auf einem stand ein anderer Name. "Ich werde mein Bestes geben", versprach Lex. Eine der ersten, die ihm die Hand schüttelte, war Kruppa. "Ich gratuliere herzlich", sagt sie ins Mikrofon. Es gehe ihr jetzt besser, "es geht mir gut". Der CSU wünsche sie viel Glück, sagt sie mit Tränen in den Augen. Das klang dann doch nach Abschied. Wie sie jetzt weitermachen will, dazu war Kruppa am Freitag nicht erreichbar.

Tränen hatte übrigens auch Ortsvorsitzender Manuela Marheineke in den Augen. Vor Freude. Sie hatte während der Auszählung den Saal verlassen, "ich habe es nicht mehr ausgehalten", erklärte sie.

Einen Aufreger gab es am Donnerstag noch ganz zum Schluss. Kurz vor Ende der Veranstaltung hat ein bislang Unbekannter die Treppe vom Wirtshaussaal ins Erdgeschoss komplett mit Spülmittel eingeschmiert. Es hätte böse ausgehen können.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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