Moosburg:Störende Brand-Ruine

Moosburg Stalag VII A

So sah das Lager 1939 aus. Das Foto zeigt den damaligen Zugang zum Lager. Heute ist das die Neustadt und die Sudetenlandstraße.

(Foto: privat)

Die Stadt würde die Reste der abgebrannten Stalag-Baracke gern abreißen, die Denkmalschützer überlegen noch

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Ende April ist eine der drei noch vorhandenen ehemaligen Wachbaracken des früheren Gefangenenlagers Stalag VII A in Moosburg abgebrannt. Die Ruine wäre unter normalen Umständen bereits abgerissen worden, doch die Sache hat einen Haken: Das Landesamt für Denkmalpflege hält seine schützenden Hände über das Objekt und hat noch nicht endgültig entschieden, ob die Baracke erhalten werden muss.

Die Stadt Moosburg würde sie lieber heute als morgen abreißen. Für die Mieter, die darin mehr hausten als wohnten, entstehen an der Böhmerwaldstraße Sozialwohnungen, vorerst müssen sie in Containern neben ihrem ehemaligen Domizil unterkommen. Das Ausschlaggebende aber: Die Stadt will auf dem gesamten Areal des "oberen Lagers", auf dem einst die Bewacher der Kriegsgefangenen im "unteren Lager" ihre Unterkünfte hatten, Platz schaffen für dringend benötigte Sportanlagen und ein Mensagebäude für die benachbarte Mittelschule und das Gymnasium.

Ein Gutachten, das die Stadt hat anfertigen lassen, kommt zu dem Schluss, dass die sozialen Verpflichtungen der Kommune höher zu bewerten seien als mögliche Belange des Denkmalschutzes - und dass in dessen Sinne durchaus der Erhalt einer der drei Baracken ausreichen würde. Das wäre auch im Sinne der Stadt und sie sieht dafür die Baracke Nummer eins unmittelbar am Beginn der oberen Neustadt als geeignet an.

Das Landesamt für Denkmalpflege allerdings ist von dieser Argumentation noch nicht überzeugt und brütet weiter über der Frage des Erhalts der jetzt abgebrannten Baracke Nummer zwei. Nicht nur im Rathaus, sondern auch in der Bevölkerung fragt man sich aber inzwischen, was an deren Resten überhaupt noch den Begriff "erhaltenswertes Denkmal" verdient.

Franz Deischl, Sachbearbeiter in der zuständigen Abteilung "Kommunaler Hochbau" im Rathaus, spricht von einem vorliegenden Expertengutachten, dass den Anfang der 1940er Jahre errichteten Baracken für das Wachpersonal des Stalag VII A damals ohnehin nur eine Lebensdauer von 15 Jahren zugestanden worden sei. Mittlerweile stehen sie seit über 70 Jahren und wurden in der Zwischenzeit oft genug auffrisiert und hätten den ursprünglichen Denkmalcharakter ohnehin verloren.

Noch gravierender sei, dass beim Bau der abgebrannten Baracke nicht Bitumen-Dachpappe verwendet worden sei, sondern Teerpappe, die als Sondermüll entsorgt werden müsste. Und diese Teerpappe müsste nach Lage der Dinge auch bei einer Sanierung entfernt und teuer entsorgt werden. Denn der Dachstuhl der Baracke sei durch den Brand derart in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er ebenfalls abgetragen werden müsste. Was würde dann von dem ursprünglichen Bauwerk als schützenswertes Denkmal überhaupt noch übrig bleiben?

Bewohnbar oder anderweitig zu nutzen wäre nach Überzeugung des Rathauses die Ruine ohnehin nicht mehr. Die massive Rauchentwicklung, Lösch- und Regenwasser auch über die eigentliche Brandstelle hinaus haben massive Schäden hinterlassen.

Daran ändert auch nichts, dass der städtische Bauhof auf Wunsch der Denkmalschützer nach dem Brand noch einmal ausrücken musste, um weitere Bauschäden zu verhüten. Im Moosburger Rathaus wartet man nun also darauf, dass das Denkmalschutzamt endlich in die Gänge kommt und die Abbruchgenehmigung erteilt. Alles andere wäre angesichts der Finanzlage niemandem zu vermitteln - weder den Kommunalpolitikern noch der steuerzahlenden Bevölkerung, davon zeigt man sich im Rathaus überzeugt.

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