Moosburg:Hand in Hand

Moosburg: Einige der Jungheinrich-Produkte hat Hanno Froese in seinem Büro immer im Blick. Der 42-Jährige leitet seit Anfang April das Werk des Konzerns in Moosburg und ist gerade dabei, Mitarbeiter und Abteilungen kennenzulernen.

Einige der Jungheinrich-Produkte hat Hanno Froese in seinem Büro immer im Blick. Der 42-Jährige leitet seit Anfang April das Werk des Konzerns in Moosburg und ist gerade dabei, Mitarbeiter und Abteilungen kennenzulernen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Hanno Froese, neuer Geschäftsführer der Moosburger Jungheinrich-Niederlassung, setzt auf einen offenen Umgang mit der Belegschaft und eine effiziente, schlanke Produktion

Von Petra Schnirch, Moosburg

"Es war ein ziemlicher Warmstart", sagt Hanno Froese, der neue Geschäftsführer bei Jungheinrich in Moosburg. Im Vorfeld sei ihm keine Zeit geblieben, das Werk wirklich kennenzulernen. Das holt er nun nach. Die "ersten hundert Tage" will er sich viel Zeit nehmen, zuhören und nachfragen. Die "offene Art", mit der er aufgenommen wurde, freut ihn. Der Belegschaft wiederum gefällt offenkundig, dass er sich überall vorstellt, so auch Donnerstagfrüh um 6 Uhr bei der Frühschicht in der Montage. "Das ist eine ehrliche, bodenständige, begeisterte Mannschaft", schwärmt Froese. Auch die Rückmeldungen der Mitarbeiter seien sehr positiv.

Anfang April hat der 42-Jährige seine neue Stelle als Nachfolger von Bernd Tüshaus angetreten, der im Dezember in Ruhestand gegangen ist. Zuvor war Froese beim Werkzeughersteller Hilti in leitender Funktion tätig. Er wird für das Stammwerk am Eingang zur Moosburger Neustadt zuständig sein, dort arbeiten etwa 955 Mitarbeiter. Das Werk im Gewerbegebiet Degernpoint mit seinen 375 Beschäftigten leitet Armin Holzner. Die offizielle Trennung wird Anfang Mai vollzogen. Froese kommt zu einem günstigen Zeitpunkt zu Jungheinrich: Hinter dem Konzern liegt ein erfolgreiches Jahr, Umsatz und Auftragseingang sind um zwölf beziehungsweise 14 Prozent gestiegen, auch für die ersten beiden Monate 2017 meldete der Hersteller von Gabelstaplern und Lagersystemen ein zweistelliges Wachstum.

Froese hat in Mauern eine Wohnung gefunden, bleibt aber vorerst Wochenend-Pendler, wie er erzählt. Frau und Tochter leben im Schwarzwald. Daran werde sich vermutlich so schnell nichts ändern, sagt er, seine Frau ist Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen.

Im Schwarzwald ist Froese auch aufgewachsen. Zum Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ging er nach Karlsruhe, während eines einjährigen Aufenthalts in den USA machte er anschließend einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre. Seine Karriere startete er bei der Unternehmensberatung Bain & Company in München. Dann aber zog es ihn in die Industrie, er wollte "operative Verantwortung" übernehmen und wechselte zu Hilti, zuletzt leitete er das Werk in Nersingen bei Ulm.

Als eines seiner "Steckenpferde" bezeichnet der 42-Jährige die "schlanke Produktion". Es gehe darum, Produktionsprozesse zu überdenken, Abläufe zu optimieren, darüber nachzudenken, wie sich Fehler vermeiden lassen - als ein Beispiel nennt er Vorrichtungen, die verhindern, dass Teile falsch montiert werden können.

Für den Geschäftsführerposten bei Jungheinrich Moosburg warb ihn ein Personalberater an. "Das Spannende ist für mich, an einer Nahtstelle von Produktion, Marketing und Entwicklung zu arbeiten", einen Geschäftsbereich "ganzheitlich zu verantworten", sagt Hanno Froese. Dabei sei ihm sehr wichtig gewesen, dass das Unternehmen über ein "solides Wertesystem" verfüge. Die ersten Gespräche hätten ihm das Gefühl gegeben, dass das Unternehmensleitbild mit Zielen wie Integrität, Respekt, Leidenschaft und unternehmerisches Handeln bei Jungheinrich "nicht nur im Eingangsbereich plakatiert ist", sondern ernst genommen werde.

Im Moosburger Stammwerk sei in den vergangenen zwei Jahren nach der Verlagerung eines Teils der Produktion in den Neubau in Degernpoint viel in eine moderne Fertigung und die Kapazitätserweiterung investiert worden, schildert Froese. Nun geht es darum, die Flächen effizient zu nutzen und neue Produkte zu entwickeln. Schwerpunkt im Stammwerk sind klassische Gabelstapler, viel Potenzial sieht Froese vor allem bei den Elektrogegengewichtsstaplern, Degernpoint ist auf Lagersysteme spezialisiert. Die Zahl der Mitarbeiter an beiden Standorten ist in den vergangenen Monaten um mehr als 150 auf 1330 gestiegen und sie wird wohl weiter nach oben gehen - 60 bis 70 Stellen seien in beiden Werken offen, sagt Hanno Froese.

Ein Wort, das in dem Gespräch immer wieder fällt, ist "Offenheit". Froeses Philosophie ist ein offener Umgang mit den Mitarbeitern - dazu gehören für ihn auch Rückmeldungen aus dem Kreis der Belegschaft. Er finde es traurig, wenn etwas "hintenrum geht", sagt er und fügt hinzu: "Wir können und müssen Hand in Hand gehen. Die Mitarbeiter machen ein Unternehmen aus" - und ist wieder bei den Themen schlanke Produktion und Innovation. "Wir haben aber auch den Leistungsauftrag, wie wir in einem Hochlohnland besser und effizienter werden."

Viel Zeit, sich in Moosburg umzuschauen, hatte Hanno Froese bisher noch nicht. Er kenne die Region aber aus seiner Münchner Zeit und habe hier Freunde. "Ich fühle mich wohl hier", meint er zum Abschluss. Demnächst wird er sich auch im Rathaus vorstellen.

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