Moosburg/Eching:Ehrung als neuer Ansporn

Verleihung Bayerischer Verdienstorden 2017

Ministerpräsident Horst Seehofer persönlich hat Irmgard Weber den Verdienstorden überreicht.

(Foto: Staatskanzlei/oh)

Gertraud Weber, Leiterin der Imma-Mack-Realschule, erhält bayerischen Verdienstorden

Von Verena Bracher, Moosburg/Eching

Bunt ist nicht nur das rosa-grüne Schulhaus der Realschule Eching, bunt ist auch die Schülerschar, die dort unterrichtet wird. Denn seit Gründung der Imma-Mack-Realschule 2005 hat Schulleiterin Gertraud Weber aus Moosburg sich für Inklusion eingesetzt und sich dazu auch mit der Lebenshilfe Freising zusammengetan. Für ihre Bemühungen ist ihr kürzlich in der Münchner Residenz der bayerische Verdienstorden verliehen worden. "Das ist eine Ehrung für die ganze Schule", sagt Weber, "ohne die vielen engagierten Lehrer der Schule wäre das nicht möglich".

Als eines Morgens ein Brief der Staatskanzlei im Briefkasten lag, sei sie sehr überrascht gewesen: "Mit sowas hatte ich nicht gerechnet. Als ich dann die Laudatio las, dachte ich, oh stimmt ja, da hast du einiges gemacht." Und "einiges" ist es tatsächlich: Im Bereich Inklusion hatte die neu gegründete Schule Pionierarbeit geleistet. Bereits 2006 wurde eine "Partnerklasse" eingeführt, die es jedes Jahr acht bis zehn geistig behinderten Schülern ermöglicht, die Imma-Mack-Realschule zu besuchen.

Die Partnerklasse hat in der Schule eigene Räume, in denen sie von Sonderpädagogen unterrichtet wird. Durch Projekte und gemeinsame Ausflüge hat sie aber viele Berührungspunkte mit den anderen Klassen. In den letzten Jahren bepflanzten sie gemeinsam eine Kräuterschnecke, gestalteten Sport- und Spieltage und besuchten ein Schullandheim. Weber erklärt, dass es ihr vor allem darum gehe, Normalität im Umgang mit geistig behinderten Menschen zu vermitteln. In der Schule ergäben sich täglich Berührungspunkte zwischen den Schülern, zum Beispiel am Pausenverkauf. "Es soll ein ganz normales Zusammenleben entstehen", so Weber.

Im Oktober 2012 wurde der Realschule offiziell das Schulprofil "Inklusion" verliehen. "Ein Titel, der auch verpflichtet!", betont die Schulleiterin. Denn die Inklusionsarbeit bringe neben bereichernden Erfahrungen viel Arbeit mit sich. Auch körperlich behinderte Schüler nehmen an der Realschule Eching am normalen Unterricht teil, Hörprobleme, Darmerkrankungen oder die Glasknochenkrankheit sind kein Hindernis. In Podiumsdiskussionen und Fortbildungen geben die Lehrer ihre Erfahrungen an andere Schulen weiter. Vor allem müsse man vorausschauend planen und eine gute Betreuung sicherstellen, sagt Weber. Deshalb hatte sie sich auch, als ein akuter Raummangel an der Imma-Mack-Realschule bestand, für den Erhalt der Partnerklasse eingesetzt.

Ihre Arbeit habe Modellcharakter und sei ein Vorbild für andere Schulen liest es sich in Gertraud Webers Laudatio. Zahlreiche Projekte seien durch ihr weit über berufliche Aufgaben hinausgehendes Engagement entstanden. Dazu zählt auch ein Schüleraustausch mit der Sanskriti-Highschool in Neu-Delhi, einer Inklusionsschule, die es sich außerdem zum Ziel gesetzt hat, in Slums und auf der Straße lebenden Schülern Bildung zu ermöglichen. Jedes Frühjahr besuchen indische Austauschschüler zwei Wochen lang die Realschule in Eching, im November wird dann der Besuch erwidert. Für Gertraud Weber stellt die Ehrung mit dem bayerischen Verdienstorden einen neuen Ansporn dar. "Die Arbeit mit Schülern ist immer eine Herausforderung. Die größte Aufgabe ist es, sich nicht auf dem Getanen auszuruhen, sondern alles immer wieder neu zu hinterfragen und Initiative zu ergreifen." Für nächstes Schuljahr hat die Schule schon ein neues Ziel: Zum Ersten Mal soll die Partnerklasse mit zu den Besinnungstagen in Windberg bei Bogen fahren.

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