Modellversuch von Fahrenschon:Alltag mit dem Elektroauto

Ökologisch einwandfreies Gewissen, aber wenig Platz für den Aktenkoffer: Finanzminister Georg Fahrenschon reist jetzt mit Elektroauto.

Eva-Maria Glück

Die Ölvorräte gehen zur Neige, die Luftverschmutzung verändert unser Klima. Neue Arten der Fortbewegung müssen gefunden werden und Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon will mit gutem Beispiel voran gehen. Seit knapp zwei Wochen fährt er in einem Modellversuch das strombetriebene Auto "Mini E" und reiste damit auch gestern nach Freising, um sich vom Baufortschritt am Erweiterungsbau des Finanzamtes zu überzeugen. Von der Amtsleitung bis zum Auszubildenden waren alle gespannt, ob der fahrbare Untersatz den Minister sicher ans Ziel bringen würde. Letzte Kommentare, wie: "Hoffentlich ist ihm unterwegs nicht der Saft ausgegangen" verstummten, als Fahrenschon fast pünktlich um die Ecke braust. SZ-Mitarbeiterin Eva-Maria Glück nutzte die Gelegenheit und fragte den Minister nach seinen Erfahrungen.

SZ: Wie fährt es sich mit dem Elektroauto? Ein bisschen wie Autoscooter?

Fahrenschon: Ja, ein bisschen trifft das durchaus zu. Aber im Ernst, das ist ein super Auto. Die Fahrweise ist aber eine ganz andere, als beim Auto mit Verbrennungsmotor. Signale wie: Gas geben, werden sofort auf die Reifen übertragen. Auch der Bremseffekt ist deutlicher. Wenn man vom Gas runter geht, wird die Schwungenergie gleich weg genommen, um den Akku zu schonen, das ist gewöhnungsbedürftig. Alles in allem will ich das Auto aber gar nicht mehr hergeben, es rentiert sich insbesondere in der Stadt bei kurzen Fahrten, nur bei langen Wegen ist es natürlich umständlicher.

SZ: Wie weit kommt man denn, bevor der Akku leer ist?

Fahrenschon: Bei der Fahrtenplanung muss man bedenken, dass der Radius des Autos bei etwa 80 Kilometern pro Strecke liegt. Man muss hier eine andere Tankstrategie anwenden, und überlegen, wo man das Auto als Nächstes anstöpseln kann. Deshalb habe ich auch immer meine Kabeltrommel dabei, besonders am Land wird es aber problematisch, wenn keine Elektrotankstelle in der Nähe ist. Steckt man das Auto nämlich an die normale Lichtsteckdose, dauert das Aufladen zwölf Stunden, am Starkstrom ist er in zwei Stunden wieder voll. Zum Verbrauch haben wir ausgerechnet, dass man auf 100 Kilometern etwa 2,50 Euro braucht.

SZ: Wie sieht es in dem Wagen platzmäßig aus?

Fahrenschon: Ja, da sind wir leider bei den Nachteilen. Für die Elektroanlage musste nämlich die Rückbank geopfert werden und auch beim Verstauen meines großen Aktenkoffers tue ich mir schwer. Ansonsten können aber zwei Leute bequem mitfahren und das mit flotter Geschwindigkeit, bis zu 150 Kilometer pro Stunde geht er. Leise ist er natürlich auch. Das kann aber auch wieder zum Problem werden, besonders wenn es um spielende Kinder geht, die ein herannahendes Fahrzeug nicht mehr hören.

SZ: Wie schätzen Sie die Zukunft des Elektro-Autos ein?

Fahrenschon: Dem Autoland Bayern steht eine riesige Umstrukturierung bevor. In der Zukunft wird das Elektro-Auto die neue Technik sein. Diesen Wechsel müssen wir frühzeitig mitgestalten und Pilotprojekte, wie dieses hier mit dem Mini, unterstützen, sonst nehmen uns andere die Leistungen vorweg.

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