Mitten in Langengeisling:Auf gute Nachbarschaft

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Man sollte über alles reden. Bloß nicht schweigen. Das könnte ein Fehler sein.

Von Antonia Steiger

Gute Beziehungen unter Nachbarn sind viel wert. Das gilt nicht nur für die Bewohner von Wohnungen oder Reihenhäusern, sondern auch für Gemeinden. Plant die eine ein Gewerbegebiet, wird die andere natürlich gefragt, was sie davon hält. Und die sagt dann ihre Meinung. Jede Kommune will ihre Bürger vor Verkehr, Kaufkraftabfluss oder Lärm schützen, insbesondere dann, wenn die Verursacher in der Nachbarschaft zu suchen sind. Neu war dagegen für die Erdinger Stadträte, dass die Kommunen Markt Schwaben, Dorfen und Wörth gefragt werden müssen, wenn in Langengeisling ein Bürger auf seiner Parzelle statt eines Doppelhauses zwei Einzelhäuser bauen will. Die Stadt Erding muss dafür den Bebauungsplan ändern, was der Stadtrat bereits vor dreieinhalb Jahren befürwortet hatte.

Nun kam, was immer kommt: die Beratung über die Stellungnahmen, die zu diesem Vorgang eingegangen sind. Die Denkmalschutzbehörde weist darauf hin, dass man nicht rücksichtslos über Bodendenkmäler drüberplanieren soll; der Erdgasversorger bittet darum, dass die Gasleitungen nicht bepflanzt werden. Keine Meinung zu dem weltbewegenden Vorgang in Langengeisling hatten die Gemeinde Taufkirchen und auch der Bayerische Bauernverband. Wohin man mit zu viel Nähe zur Nachbarschaft kommt, das zeigte dagegen die Gemeinde Wörth: Sie schrieb, es müsse sichergestellt sein, dass der Bau von zwei Einfamilienhäusern die Hochwassergefahr in Wörth nicht erhöhe. Viel anzufangen wussten die Stadträte nicht mit dieser Stellungnahme, OB Max Gotz (CSU) war aber richtig sauer. Er findet solche Aussagen "langsam makaber". Zwar ist Hochwasser tatsächlich ein Streitthema zwischen Erding und Wörth. Denn damit in Altenerding das Wasser nicht in die Keller schwappt, ist ein Deich geplant, der das Wasser auf Wörther Grund zurückhalten soll. Doch das Erdinger Rathaus stellte klar, dass die Häuser in Langengeisling 440 Meter vom nächsten Überschwemmungsgebiet entfernt sein werden. Wörth darf also aufatmen - vorerst.

Denn gebaut wird in Erding ganz viel. Und gefragt werden die Wörther das nächste Mal ganz sicher auch wieder: Rechtsamtsleiter Andreas Erhard erläuterte, dass der Bebauungsplan "einen Fehler" haben würde, wenn man aus Versehen jemanden mal nicht fragen würde, auf den die Planung Auswirkungen haben könnte. Dieser Fehler wird der Stadt Erding wohl nicht passieren.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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