Mitten in Fraunberg:Schüsse im Wald

Amerikaner mögen ihre Waffen, Deutsche offenbar auch

Von Mathias Weber

So viel hört man derzeit über den Präsidentschaftswahlkampf in den USA, man könnte meinen, die Deutschen hätten im Herbst auch eine Stimme zu vergeben. Aber faszinierend ist er ja schon, der Kampf der Außenseiter zwischen den Etablierten, zwischen den Moderaten und den Schreihälsen. Dieser Tage hat es Kandidat Jeb Bush in die Nachrichten geschafft. Er hat auf Twitter ein Foto gepostet, auf dem er stolz seine eigene Waffe präsentiert, eine martialisch anmutende 45-Kaliber-Pistole. Das Besondere: Sein Name war in die Waffe eingraviert, und den Tweet des Fotos hat er mit nur einem Wort garniert. "America." schrieb er drüber.

Da gruselt es den pazifistischen Europäer natürlich, der weder mit dem Waffen-Fetisch der Amerikaner etwas anfangen kann, noch mit ihrem "Land of the free"-Fetisch. Ganz anders ist das in Deutschland, wo man seine Waffen eher selten so öffentlich präsentiert - wenn man denn überhaupt welche hat. Und hier kann man nicht mal in Ruhe irgendwo im Wald einen Schuss abgeben, ohne dass gleich die Polizei auftaucht. Und das wird dann gleich ein "größerer Einsatz", wie die Erdinger Polizei mitteilt. Die Beamten aus Erding sind nämlich kürzlich mit zusätzlichen Unterstützungskräften in ein Waldstück nach Fraunberg ausgerückt, weil ein Jäger Schüsse hörte. Ein 31-Jähriger hat dort wahllos in die Luft geschossen. Die Polizei hat den Schützen schnell ausfindig gemacht, der hat sich kooperativ gezeigt und angegeben, seine Schreckschusspistole nur mal ausprobieren zu wollen. Allerdings: Der Mann hatte keine waffenrechtliche Erlaubnis, seine Waffe und die Munition wurden ihm abgenommen.

"Zu einer Gefährdung von Unbeteiligten kam es nicht", schreibt die Polizei lapidar. Das hofft man auch im Fall Jeb Bush. Obwohl: Den Medien in Europa zufolge hat mit diesem einfachen Tweet zumindest sein Ansehen ziemlich gelitten.

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