Mitten in Erding:Weg mit der Winterzeit

Am Wochenende ist es wieder so weit: die Zeit wird umgestellt. Das große Jammern darüber könnte man sich ersparen

Von Gerhard Wilhelm

Am Wochenende ist es wieder so weit: Die Zeit wird umgestellt und damit auch an den Uhren der Winter eingeläutet. Und wie bei jeder Zeitumstellung taucht die wichtigste Frage auf: Verlieren oder gewinnen wir jetzt eine Stunde? Um diese Frage gleich zu beantworten: Die Uhr wird am Sonntag, 29. Oktober, um 3 Uhr früh eine Stunde zurück gestellt. Das bedeutet, dass man zum Sonntag hin eine Stunde länger schlafen kann, es aber gleichzeitig von Sonntag an auch eine Stunde früher dunkel wird.

Das Wehklagen darüber ist schon zum traditionellen Ritual vor jeder Zeitumstellung geworden. Die einen jammern, dass ihr ganzer Biorhythmus dadurch jedes Mal extrem durcheinandergeworfen werde und sie deshalb nichts mehr auf die Reihe bekommen. Andere weisen darauf hin, dass der ursprüngliche Grund, dass man mit der Sommerzeit Energie einsparen wollte, sich nicht bewahrheitet habe und andere fühlen sich schlicht von der Politik, die uns 1980 die Umstellung eingebrockt habe, gegängelt. Und wer alles unter der Zeitumstellung leidet! Sogar Milchkühe. Drei Viertel der Bevölkerung - 74 Prozent - sollen die Zeitumstellung für überflüssig halten.

Und sie ist auch völlig überflüssig, die Winterzeit, die frühere "Normalzeit". Die Sommerzeit führt dazu, dass es abends zu einer späteren Uhrzeit dunkel wird. Für Erding bedeutet das zum Beispiel, dass im Juni bei Sonnenhöchststand die Sonne mindestens bis 21 Uhr am Himmel zu sehen ist. Ohne Sommerzeit wäre es schon spätestens am Ende der Tagesschau dunkel. Wer keinen "9 bis 17 Uhr-Job" hat, sondern erst später aus der Arbeit kommt, ist der Loser. Nichts mehr mit Biergartenbesuch, Grillfesten, einen Sprung in einen See oder Spaziergängen an lauen Sommerabenden. Nichts mehr mit Lebensgefühl und Dolce Vita.

Wenn schon die Zeitumstellung abschaffen, dann richtig. Um wochentags noch etwas vom Feierabend zu haben, sollte man lieber die Sommerzeit durchgehend einführen. Ob es jetzt im Dezember um 8 oder 9 Uhr hell wird, ist doch egal, wenn man eh in die Arbeit muss. Aber gegen 17.30 Uhr wird es erst dunkel. Dann kommen auch die "9-17-Jobber" bei Tageslicht heim. Bei den anderen ist es eh wurscht. Es ist immer dunkel.

Und bei einer durchgehenden Zeit entfällt auch das Jammern über eine "verlorene" Stunde bei der Umstellung auf die Sommerzeit. Den Tieren ist die Uhrzeit eh egal, die richten sich nach dem Sonnenstand. Die Uhrzeit, die Taktung unsres Lebens, haben wir Menschen erfunden. Oder haben Sie schon mal einen Hund, eine Katze oder eine Kuh nach der Uhrzeit fragen gehört oder auf die Uhr schauen?

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