Süddeutsche Zeitung

Mitten in Erding:Von wegen eine Liga tiefer

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Wenn der Freisinger Stadtarchivar Vergleiche zieht, sollte er lieber nicht zu hoch stapeln

Von Regina Bluhme

Ungeheuerliches war kürzlich zu lesen. In einem Interview erklärte der Leiter des Freisinger Stadtarchivs, ein gewisser Florian Notter, was für ihn "typisch Freising" sei. Die Antwort: Ihm gefalle nicht, dass sich Freising oft selbst zu schlecht mache. Und - jetzt kommt's - "dass man sich laufend mit anderen Städten vergleicht, die in vieler Hinsicht in einer Liga unterhalb Freisings spielen, zum Beispiel Erding oder Dachau".

Das ist natürlich ein Schlag ins Gesicht für jeden Erdinger, der etwas auf sich hält! Auf was bilden sich die Freisinger eigentlich so viel ein? Weil sie seit ewigen Zeiten eine Universität, zwei Brauereien und einen Dom besitzen? Herrn Notter ist offensichtlich entgangen, dass Erding zumindest zeitweise eine Fachhochschule beherbergte, dass hier die berühmteste Weißbierbrauerei der Welt steht und dass neben der Kuppel der Erdinger Therme sogar der Petersdom in Rom ein klein wenig blass rüber kommt. Im weiteren Verlauf antwortet der Freisinger Stadtarchivar auf die Frage, in welchem Gebäude der Domstadt er sich gerne eine Nacht verbringen würde: In dem Wasserturm, berichtet er. Da kann Erding aber locker mithalten. Wir wissen zwar nicht, in welchem Gebäude der Erdinger Stadtarchivar gerne einmal nächtigen würde, auf jeden Fall stünde ihm dort ein schicker Wasserturm zur Verfügung. Um abschließend noch einmal auf die Kategorie "Unterhalb" zu sprechen zu kommen: Unterhalb der Gürtellinie ist das Thema, das die Freisinger im Moment am meisten bewegt. Sie streiten nämlich über den geplanten Abriss eines Oktogons, das mal als "Abort-Turm" an das Diözesanmuseum am Domberg angebaut worden ist. Die Erdinger dagegen debattieren über die Ansiedlung einer über 80 000 Quadratmeter großen Logistikhalle im Westen der Stadt. Ultramoderner Gewerbekomplex gegen historisches Klohäusl - das Liga-Ranking dürfte wohl klar sein.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2017
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