Süddeutsche Zeitung

Mitten in Erding:Schnapp-Atmung durch XXL-Joints

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Der 20. April ist der Cannabis-Tag, auch Welt-Marihuana-Tag oder Weed Day genannt.

Von Gerhard Wilhelm

Weltweit haben sich am 20. April Menschen öffentlich einen Joint gedreht und ihn anschließend geraucht. Und zwar exakt um 16.20 Uhr. Der 20. April ist der Cannabis-Tag, auch Welt-Marihuana-Tag oder Weed Day genannt. Sozusagen eine Verabredung von Marihuana-Fans auf der ganzen Welt zum gemeinsam High-Werden. Dass dadurch in vielen Ländern auch ganz öffentlich Gesetze gebrochen werden, ist ein angestrebtes revolutionäres Beiwerk, wie es heißt. Doch in Bayern ist der Tag total an der Öffentlichkeit vorbei gegangen.

Kein Wunder. Während überall von einer Legalisierung des Rauschmittels gesprochen wird, greift Bayern bei Marihuana rigoros durch, was auch die vielen Verhandlungen am Amtsgericht Erdig wegen Vergehen nach dem Betäubungsmittelgesetz zeigen. Von wegen "Morgens ein Joint und der Tag ist dein Freund." Da verstehen die Polizei, dein Freund und Helfer, und die Staatsanwaltschaft wenig Spaß. Zwar heißt es, dass von einer Strafverfolgung bei einem Besitz von "geringen Mengen" Marihuana - bis sechs Gramm - abgesehen werde. Der Besitz von Cannabis ist aber trotzdem in jedem Fall strafbar,- auch bei sogenannten Gelegenheitskonsumenten. Die Frage ist also nur, ob die Staatsanwaltschaft später das von ihr zwangsläufig einzuleitende strafrechtliche Ermittlungsverfahren letztlich einstellt. Und das muss nicht sein. Beispielsweise ist einer schon kein Gelegenheitskonsument mehr, wenn er innerhalb eines Jahres zweimal mit einem Joint erwischt wird. Weg ist der Stoff in jedem Fall, den knöpft einem die Polizei so oder so ab.

Wer sich die Bilder von Teilnehmern am Welt-Marihuana-Tag in den USA, Kanada oder Israel ansieht, der kann erahnen, dass so mancher bayerische Staatsanwalt, Polizist und CSU-Politiker dabei Schnapp-Atmung und Schweißausbrüche bekommt. Die gedrehten Joints sind aus der Abteilung Mega-Gruppen-Dosis. Sozusagen die Big Kings XXL der Kifferszene. Das mit der "geringen Menge" ist halt relativ.

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Quelle:
SZ vom 22.04.2017
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