MITTEN IN ERDING:Lautloser Abgang

Von Antonia Steiger

Am Ende könnte man sie fast noch lieb gewinnen, die Soldaten des Erdinger Fliegerhorstes, dessen Auflösung längst beschlossene Sache ist. Die Bundeswehr hat viel von ihrer abschreckenden Wirkung verloren, seitdem sie sich nicht mehr nur hinter Stacheldraht und bewachten Toren verschanzt. Stattdessen schickt sie junge Frauen in Uniform, damit sie kleinen Kindern ins Cockpit eines Hubschraubers helfen. Sie wählt junge Leute zur Betreuung der Ausstellungsbesucher auf dem Schrannenplatz aus, die ganz offen über Schwächen bei der Truppe schwadronieren: "Wir haben ja nicht mal mehr eigene Fahrzeuge." Das alles wäre vor etlichen Jahren nicht vorstellbar gewesen.

Es war ein Auftritt voller Zurückhaltung, den die Soldaten am Samstagabend beim militärischen Appell hingelegt haben, der den Abzug der Bundeswehr aus Erding symbolisch vorwegnahm. Kein martialisches Getrampel, sondern ein lautloser Abgang hinaus durch den Schönen Turm. Zu der diskreten Performance passte ein Musikstück, das in Erding hohe Akzeptanz genießt: Den melancholischen "Marche des soldats de Robert Bruce" hatte sich der 2013 tödlich verunglückte frühere Kommandeur Michael Rethmann schon bei seinem Abschied ein halbes Jahr zuvor gewünscht. Unter den Klängen dieses Marsches soll Jeanne d'Arc 1429 in Orleans eingezogen sein.

Aber noch muss Erding nicht in Trübsal versinken, noch sind die Soldaten da, noch prägen sie das Leben mit ihrer ganzen Autorität. Und das wirkt sich unverkennbar auf den gesamten Landkreis aus. Das Wochenende verlief äußerst ruhig. Von Randale im Club oder betrunkenen Autofahrer war nichts zu hören. Die Polizeiinspektionen Erding und Dorfen ersparten sich am Sonntag gleich komplett irgendwelche Presseberichte. War nichts los. Nur in Eitting, da hat einer aufgemuckt, wie am Montag zu erfahren war: In einem Carport hat er mit einem Gegenstand auf die Windschutzscheibe eines roten BMW Mini eingedroschen. So richtig hat er sich aber doch nicht getraut: Es entstand nur ein Sprung.

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