Süddeutsche Zeitung

Mitten in Erding:Kurz und plakativ

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Im Landkreis Erding sind die Wahlkämpfer wohl noch im Sommerurlaub. Nichtssagende Plakate halten Stellung

Von Michael Morosow

Von dem amerikanischen Dichter und Historiker Carl August Sandburg ist der legendäre Satz überliefert: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin". Was den Bundestagswahlkampf im Landkreis Erding betrifft, könnte man Ähnliches sagen. Immerhin hängen inzwischen ein paar Plakate. Politiker sind aber Fehlanzeige, aber vielleicht will auch keiner jetzt schon sein ganzes Pulver verschießen und wartet mit dem großen Wurf bis kurz vor dem 24. September. In Bayern sind ja noch bis knapp zwei Wochen davor die Sommerferien, und auch Politiker müssen mal Urlaub machen. Das mit dem Twittern vom Golfplatz lassen sie zum Glück. Nicht, dass es irgendwann heißt: "Bayernpartei droht Berlin mit Feuer und Wut", wenn es sich weiter gegen eine Loslösung des Freistaates stellt.

Bis es also los geht, müssen wir uns mit Wahlplakaten zufrieden geben. Wobei die CSU es schaffte, gleich zwei Frühstarts beim Plakatieren hinzulegen. Beim ersten Mal preschte sie gleich um eine Woche vor, am offiziell ersten Plakatiertag wohl um Stunden. In der Leichtathletik führt übrigens seit 2010 jeder Fehlstart bei Wettkämpfen unter internationaler Aufsicht zur Disqualifikation. So klar das dort geregelt ist, so klar ist das allerdings bei der CSU nicht. Wahlkampfaussagen hin oder her. "Klar für die Heimat". Was ist eigentlich damit gemeint? Das Gegenteil von unklar? Der CSU-Kandidat Andreas Lenz weiß jedenfalls was er will: "Für Sie wieder in den Bundestag". Klar. Wer will das nicht bei den Diäten und Pensionen.

Bei der SPD ist die Aussage ebenfalls klar und die heißt Ewald Schurer. Sonst nichts. Plakate, die Martin Schulz zeigen, den Shooting Star vom Frühjahr, findet man nicht. Wo bleibt die Solidarität der Genossinnen und Genossen mit ihrem Kanzlerkandidaten?

Mangels aussichtsreicher Kandidaten setzt dafür die FDP auf ihren Shooting Star: Christian Lindner. "Digital first. Bedenken second" steht auf den Plakaten. Alles klar? Hat was vom großen Donald. America first. Wo der mit seiner Differenzierung mittlerweile gelandet ist, weiß man. Aber auch der FDP-Kreisverband hat von Lindners Linie offenbar nichts mitbekommen. Die aktuellste Meldung auf der homepage ist vom 4. Juli, der neueste Termin: das Sommerfest, vom 14. Juli.. Digital last.

Die einzigen der etablierten Parteien, die nicht auf Klarheit setzen, sind die Grünen. Die erdreisten sich sogar inhaltliche Aussagen zu machen ala "Integration muss man umsetzen. Nicht aussitzen". Und noch viel länger: "Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts". Wobei das schon auch klar ist.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2017
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