Das Herbstfest bietet zurzeit eine ganze Fülle von Erkenntnissen. Zum einen die offensichtlichste seit dem Start am Freitag: Die Dirndl- und Lederhosendichte hat enorm in der Stadt zugenommen. Was viele freut, führt aber bei manchem traditionsbewussten Bayer zum Hyperventilieren, wenn er so sieht, was alles als "Tracht" rumläuft. Tigermuster oder kurze Lederhosen für Mädels geht gar nicht. Und nicht jeder ist auch der Typ dafür. Es sind viele Details zu beachten, um nicht aufzufallen oder sich als "Saupreiß" zu outen. Zum Beispiel die passenden Socken und Schuhe zur Lederhose. Turnschuhe oder sogar Sandalen gehen gar nicht. T-Shirts und weiße Unterhemden zur Lederhose sind ebenso absolut tabu.
Die nächste Erkenntnis ist: nur nicht in die Nähe des Volksfestplatzes fahren oder sogar - ohne, dass man selber auf das Herbstfest gehen will - einen Parkplatz suchen. Die Zahl der Parkschleicher, derjenigen, die mit Schritttempo fahren, stets das Auge am Fahrbahnrand haben, um eine Lücke zu erspähen, ist Legion. Auch die der Fahrer, die abrupt bremsen oder sich um Vorschriften wie "Links abbiegen verboten" oder durchgezogene weiße Linien nicht scheren.
Die weiteren Erkenntnisse sind mehr optischer Art: Es gibt plötzlich in den Bäckereien große Brezn. Die Zahl der Autofahrer mit Münchner, Ebersberger, Landshuter oder sogar Mühldorfer Kennzeichen im Umfeld des Volksfestplatzes ist stark gestiegen. Und auch die Zahl der Fußgänger, die schnellen Schrittes hin und mit etwas unsichereren vom Herbstfest wieder weg gehen. Ach ja, die Herzerl, die fast ausschließlich Mädels umgehängt haben, haben im Stadtgebiet Einzug gehalten.
Manche Erkenntnis ist aber auch eine Selbsterkenntnis. Wie bei einem 18- bis 20-Jährigen, der zwischen seinen beiden Freunden Freitagabend ging (besser wankte) und irgendwann sagte: "Ich glaub', ich bin voll." Da war er aber nicht auf dem Heimweg, sondern erst auf dem Weg zum Herbstfest.