Mitten in Erding/Ebersberg:Der Kandidat auf dem Grill

In TV-Sendungen wwerden gerne Köche gegrillt. Da wollen die Parteien nicht zurück stecken

Von Wieland Bögel

Die Wurst ist ja in mehrfacher Hinsicht ein sehr ambivalentes Lebensmittel. Zum einen natürlich, weil sie, wie schon ein altes Schunkel-Lied weiß, im Gegensatz zu allem Anderen nicht nur ein Ende hat, sondern derern zwei. Auch an der Frage, ob Schwein im eigenen Darm serviert nun eine Delikatesse oder - aus tierschützerischen Erwägungen - einfach eine Riesensauerei ist, scheiden sich die Geschmäcker. Und jenseits der kulinarisch-weltanschaulichen Perspektive bewegt sie sich im Metaphorischen sogar zwischen Indifferenz und höchster Dramatik. Es macht schon einen großen Unterschied ob etwas Wurst ist, oder ob es um dieselbe geht.

Um die Wurst geht es auch für die Wahlkämpfer in den kommenden Wochen. Schließlich kann es ihnen keinesfalls Wurst sein, wo die Wähler am 24. September ihr Kreuzchen machen. Einer von ihnen ist Andreas Lenz, der sich für die CSU um eine zweite Amtszeit als Parlamentarier bewirbt und dafür nun neue Wahlhelfer angeheuert hat: Eben Würste. Bevor sich nun jemand verunglimpft fühlt, es geht hier tatsächlich um die Wurst in ihrer zweiendigen kulinarischen Form, diese hat der Kandidat im Gepäck, wenn es zu den Wählern geht. Sie können nämlich einen all-inclusive-Grillabend gewinnen - und das ist wörtlich zu verstehen. Denn gegrillt werden nicht nur die Würste, auf die der Kandidat auf einem Foto mit einer neckischen Handbewegung verweist, sondern auch dieser selbst.

"Grill den Lenz!", heißt die Veranstaltung, bei der dieser samt Grill, Grillgut und Getränken für zehn Gäste zum Gewinner in den Garten kommt. Entlehnt ist das Motto wohl aus dem Angelsächsischen Raum, wo die Formulierung "to grill somebody" nur in den allerseltensten Fällen auf kannibalistische Neigungen verweist, meist ist damit eine Art von Ausfragen gemeint, was im Deutschen jener Form von Ausquetschen entspricht, die auch jemandem zuteil werden kann, der keine Zitrone ist. Ganz scheint man allerdings bei der CSU der Multilingualität der Adressaten nicht zu trauen, sicherheitshalber wurde der Nachsatz "...mit Fragen" angefügt. Und diese scheint es reichlich zu geben, das Interesse auf Grillen mit Wurst und Kandidaten - erstere über Holzkohle, letzteren mit Fragen - ist hoch, innerhalb eines Tages haben knapp 200 Leute über Facebook eine Grill-Location angeboten. Und einer fügt dem Schweinestäbchen sogar noch eine weitere Ambivalenz hinzu, indem er den Kandidaten warnt, die Gefahr der dunklen Seite der Wurst nicht zu unterschätzen.

Übrigens grillen auch die Erdinger Jusos gerne ihren Kandidaten Ewald Schurer. Wer ihm einheizen will, muss am Samstag, 9. September, um 18 Uhr an den Kronthaler Weiher kommen. Holzkohle muss keine mitgenommen werden.

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