Mitten in Erding:Dann eben Leberkäs

Die Botschaft war traurig aber wahr: Ohne Reblochon kein Tartiflette

Von Wolfgang Schmidt

Das Alltagsleben kann einem übel mitspielen, wenn man an Weihnachten etwas essen will, was ein bisschen aus dem üblichen bayerischen Festtagsspeisensortiment herausfällt. So sollte bei den Schmidts am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages ein Tartiflette auf den Tisch des Hauses kommen. Natürlich stilecht, gerade so, wie man den leckeren Kartoffelauflauf bei seinen Besuchen in der Savoyer Bergwelt kennen- und schätzen gelernt hat. Mit Reblochon-Käse also, der hierzulande an einer x-beliebigen Käse-Theke nicht zu haben ist. Dies wissend, hatte die kluge Frau vorgesorgt und schon lange vor dem Fest besagten Reblochon vorbestellt. Und zwar in der Metzgerei unseres Vertrauens. Das hört sich für Nichteingeweihte vielleicht etwas komisch an, ist es aber nicht, denn bisher hatte diese Bestellung immer geklappt. Bisher. Dieses Mal aber nicht. Die Botschaft war traurig aber wahr: Ohne Reblochon kein Tartiflette.

Wie gut, dass es in dieser Redaktion eien Kollegin gibt, für die ganz Erding nichts anderes ist als ein großes Wohnzimmer. Will heißen: Sie kennt alles und jeden. So, so. Reblochon? Unsere Kollegin setzte diesen gewissen Blick auf und nannte dann einen Namen. Dort, so verkündete sie, gebe es Obst und Gemüse. Und dort wäre auch Wein zu bekommen. Wenn jemand also Reblochon-Käse habe, dann genau dieser Laden. Irgendwie schien uns die Logik hinter ihren Gedanken nicht ganz schlüssig. Aber der Blick, dieser ganz gewisse, ließ keinen Raum für irgendwelche Zweifel.

Käse, sagte die Frau in besagtem Geschäft, während sie gerade dicke Lauchstangen sortierte, Käse hatten wir von 1978 bis 1985. Wir waren also ein kleines bisschen spät dran, aber ansonsten war der Tipp wieder einmal 1a. Jetzt werden wir im Ofen einen Leberkäs aufbacken. Den isst der Sohn sowieso lieber.

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