Mitten in Erding:Blaulicht, statt schaurig

Bei Horror-Clowns hört der Spaß auf. An Halloween sollte man sich besser ein anderes Kostüm aussuchen

Von Gerhard Wilhelm

Dass nicht alles, was über den großen Teich aus Amerika nach Europa schwappt gut ist, dass wissen wir alle. Doch zurzeit wird es megagruselig, denn die Horror-Clowns kommen und werden wohl auch bald im Landkreis Erding ihr Unwesen treiben. Seit einigen Tagen registriert die Polizei bundesweit Attacken dieser Clowns, die Passanten erschrecken und zum Teil aber auch angreifen. Dass das auch für den Clown nicht unbedingt lustig enden kann, musste jüngst einer in Berlin erleben. Der erschreckte 14-Jährige machte dem vermeintlichen Spaß mit dem Messer ein Ende. Der Clown hat es überlebt, aber wird sich demnächst vielleicht lieber wieder als Gespenst verkleiden.

Was ist nur aus dem lustigen Gesellen im Zirkus geworden, der mit seinen Späßen Kinder und auch Erwachsene zum Lachen brachte? Jeder Zirkus, so klein er auch sein mag, hat einen. Nach einer Studie rangiert der Clown aber mittlerweile auf der Liste der unheimlichsten Berufe auf dem ersten Platz, noch vor dem Tierpräparator, Sex-Shop-Besitzer und Bestattungsunternehmer. Wenn das so weiter geht, heißt es bald "Wer hat Angst vor dem Clown?", und alle schreien: "Wir!". Und wer ist schuld daran? Hauptsächlich der Romanautor Stephen King mit seinem kindermordenden Clown Pennywise in seinem Buch "Es".

King musste dabei nicht mal seine Fantasie groß bemühen. Für die Panik vor Clowns gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: "Coulrophobie" - die krankhafte Angst vor Clowns. Sie gehört zu den zehn häufigsten Phobien. Dahinter verbirgt sich die Angst vor dem Unbekannten, das man nicht einschätzen kann, die Furcht vor dem ewigen Bösen, das sich hinter der Maske des Lächeln versteckt. Auch, wenn man es nicht glauben mag: vor allem Kinder fürchten sich.

Für die nächste Unart, die aus den USA stammt, Halloween, lässt das wenig Gutes erahnen. Der Tag beziehungsweise die Nacht vor Allerheiligen soll schon bei den alten Kelten eine Rolle gespielt haben. Es soll die einzige Nacht des Jahres sein, so glaubten die Menschen damals, in der Hexen und Geister leibhaftig auf der Erde herumspukten. Heute gehen Kinder von Haus zu Haus rufen "Süßes, sonst gibt's Saures" und fordern die Bewohner auf, ihnen Süßigkeiten zu geben, weil sie ihnen sonst Streiche spielen. Und damit das auch glaubhaft wirkt, tummeln sich an dem Abend zahlreiche Monster durch die Straßen. Gespenster, Hexen, Skelette, verstümmelte Zombies, sonstige Tote, Vampire und Ähnliches.

Den Clown sollte man aber heuer besser zu Hause lassen. Denn dem macht in diesem Jahr keiner die Türe auf. Irgendwo hört der Spaß auf. Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: "Wir können so einen vermeintlichen Spaß keinesfalls dulden. Hier werden Menschen genötigt und die Polizei wird alle konsequent zur Rechenschaft ziehen, die so einen Unfug machen." Die Erdinger Polizei ist jedenfalls an Halloween verstärkt unterwegs, wie Polizeichef Anton Altmann sagt. Also gilt für Horror-Clowns: Blaulicht, statt schaurig.

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