Es gibt im Bairischen ein paar nicht ganz ernst gemeinte Berufsbezeichnungen, darunter den Leimsieder und den Brezensalzer. Beiden ist gemein, dass es sich um eher stupide Tätigkeiten handelt. Leim wird sehr langsam und über Stunden hinweg gekocht, dabei muss man immer wieder umrühren, damit nichts anbrennt. Auch das Brezensalzen erfordert keine akademische Bildung, sondern kann auch von sehr schlichten Gemütern ausgeübt werden. Daher werden diese beiden Tätigkeitsbezeichnungen in der Regel spöttisch verwendet, wenn ein Zeitgenosse nicht die hellste Kerze im Kronleuchter ist.
Anders verhält es sich jedoch mit dem Brezenschlingen: Das erfordert eine Technik, die man üben muss, um sie zu können. Früher musste man von einem Bäcker eingewiesen werden, heutzutage gibt es Videos auf Youtube, die zeigen, wie es gemacht wird. Weil das eine Kunst ist, bringt der Bayer der Brezen auch eine hohe Wertschätzung entgegen: Wenn man über einen anderen Menschen sagt, er sei "da wiar a Brezn", meint man damit, er sei außerordentlich prompt und zuverlässig.
So einen zuverlässigen Menschen sucht die Dorfener Bäckerei Brugger derzeit über eine Stellenanzeige und über Facebook: "Wir suchen Brezendreher auf 450 Euro Basis in Dorfen", heißt es. "Andere Bäckereien haben bereits Brezenroboter, aber bei uns wird noch alles von Hand gemacht", erklärt Quirin Brugger. Früher hätten die Bäckerlehrlinge die Brezen geschlungen, aber heutzutage sei das eine angelernte Tätigkeit. Einen Tag benötige man, bis man die Grundtechnik beherrsche, eine Woche, bis die Brezen höchste Perfektion erreichen würden. Ein guter Brezendreher schafft 1500 Stück am Tag und macht dann auch noch Laugenstangen. Zwei Brezendreher sind beim Brugger schon beschäftigt, beide sind Flüchtlinge aus Syrien, und für die sucht man nun einen geschickten Kollegen. Für unsereins trifft das nicht zu: Wir haben die Technik mal ausprobiert und jetzt bräuchten wir jemanden, der uns hilft, den Knoten aus den Unterarmen rauszukriegen.