Sagt Ihnen "Gickerljung" etwas? Dabei handelt es sich um ein sauer eingelegtes Suppenhuhn in einem Sud aus Wurzelgemüse, Lorbeerblättern, Wacholderbeeren, Weißweinessig und einem kräftigen Spritzer Zitrone. Dazu gibt es traditionell in unserer Region Hauberlinge, ein Schmalzgebäck aus einem Hefe-Bierteig, gemischt aus Weizen- und Roggenmehl sowie reichlich Kümmel. Diese Hauberlinge sind so lecker, dass es einen immer gewundert hat, warum es sie nur hier in der Gegend gibt. Des Rätsels Lösung verdanken wir nun der Dorfener Metzgerei Widl, die anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens ein Buch mit 250 Lieblingsrezepten ihrer Kunden herausgebracht hat. Da läuft einem schon beim Schmökern das Wasser im Mund zusammen. Aber wir schweifen ab. Der Streibl Maxi hat nämlich dankenswerter Weise sein Rezept für Rehrücken in Johannisbeersoße mit der Geschichte über die Herkunft der Hauberlinge ergänzt. Zum Wild schmecken die selbstverständlich auch. Streibl gibt dabei als Quelle "Das große Buch der Grafschaft Haag" von Rudolf Münch an. Demnach wurde im Mittelalter das Fasten sehr streng eingehalten und in der Fastenzeit durften keine tierischen Speisen gegessen werden; auch mit Schmalz durfte man nicht kochen. Das ärgerte den Grafen Sigmund von Haag und er schrieb an den Papst in Rom, er möge seinen Untertanen erlauben, mit Schmalz zu backen, denn in Bayern sei das Olivenöl aus Italien teuer und seine Untertanen hätten einen Widerwillen dagegen. Tatsächlich habe 1485 Papst Innocenz VIII. diese Dispens erteilt und die armen Leute der Grafschaft durften fortan mit Schmalz und dem billigeren dunklen Mehl die Hauberlinge backen. "Scherzhaft wird diese Dispens auch Hauberlingdispens genannt", heißt es. Und weiter: "Diese Geschichte erklärt auch, warum dieses Backwerk nur in einem kleinen Teil Bayerns, nämlich rund um Haag, Dorfen und Erding bekannt ist, im übrigen Bayern aber nicht."
So, jetzt wollen wir aber zum Schluss unserer Kolumne kommen, weil wir nämlich noch was vorhaben: Die Hobmaier Resi aus Oberdorfen hat nämlich für dieses Buch ihr Schuxen-Rezept herausgerückt - und das müssen wir unbedingt ausprobieren.