Mitten in der Region:Wir haben eine Meise

Der unvermeidliche Nestbautrieb von Vögeln ist ja ganz natürlich - aber mitunter auch ganz schön nervig

Kolumne von Astrid Becker

Fast könnte man wehmütig werden. Wie schön waren die Zeiten, in denen sich jeden Morgen am Futterhäuschen Sperlinge, Meisen, Kernbeißer, Bergfinken und Dompfaffen tummelten. Mal stritten sie um jedes einzelne Sonnenblumenkernchen, mal saßen sie einträchtig nebeneinander, um sich allenfalls von einem Eichhörnchen aufscheuchen zu lassen. Schön war das und vertrieb die schlechte Laune an grauen Tagen.

Nun sind andere Zeiten angebrochen. Die des Nistens. Vier verschiedene Kästen hängen rund ums Haus. Einer davon wird seit Jahren von Blaumeisen bewohnt, die sich aber nicht um ihre menschlichen Nachbarn scheren. Ein weiterer, direkt neben dem Badezimmer, ist von Kleibern besetzt, die gern durchs Fenster schauen, wenn man unter der Dusche steht. Ein dritter, direkt über der Terrasse, ist der Familie Star vorbehalten. Und da wiederholt sich jedes Jahr dasselbe Schauspiel: Kaum sind die ersten Jungen geschlüpft, wetteifern die Eltern darum, wer der Schnellere bei der Futtersuche ist. Sitzt man just dann auf der Terrasse, wird man gehörig von Papa und Mama Star ausgeschimpft, weil man ihnen den Weg zu ihrer hungrigen Brut versperrt. Natürlich will man das nicht und überlegt sich daher genau, ob man sich an schönen Tagen nach draußen traut.

Heuer ist es aber noch schlimmer. Denn in das vierte Kästlein neben den Staren ist ein Meisenpaar eingezogen. Seither schleppen die Zwei jede Menge Moos für ihr Nest an. Was nicht passt, wird einfach fallengelassen. Und es passt offenbar vieles nicht. So vieles sogar, dass die Terrasse mittlerweile einem Mooslager ähnelt. Will man dieses beseitigen, meckern die Stare. Also was tun? Nichts. Sondern ganz einfach abwarten. Der nächste Winter kommt ja bestimmt.

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