Mitten in der Region:Weiter in die Röhre schauen

Auf der Suche nach Alternativen für die kinolosen Freisinger

Kolumne von Thilo Schröder

Von wegen "coming soon": Wann Freising ein Kino bekommt, bleibt weiter ein Mysterium. Für 2014 war die Eröffnung einst geplant, derzeit für den Herbst. Also jetzt. Oder auch nicht. Man weiß es nicht. Es ist ein bisschen wie beim Berliner Flughafen BER, nur dass hier wenigstens kein Steuergeld verplempert wird. Die Schlüterhallen (die einer Weimarer GmbH gehören), das Cine-Star-Kino (die Kette sitzt in Lübeck), alles privat. Apropos privat: Wo können sich Freisinger stattdessen in weiche Kinosessel fläzen und dem Alltag gen Hollywood entfliehen?

Eins steht fest: Innerhalb der Stadtgrenzen wird sich kein Ort für ein Leinwanderlebnis finden. Zumindest keiner, der aktuelle Blockbuster zeigt. Das Kino im Schafhof zeigt am Freitag "Cold War - Der Breitengrad der Liebe", ein 2018 erstausgestrahltes Drama, das zur Zeit des Kalten Krieges spielt. Das Kino am Domberg zeigt hin und wieder Filme. Das Kino am Rang in Weihenstephan befindet sich dagegen bis auf neun Tage im Juli im Winterschlaf. Was also tun?

Wie gut, dass andere Gemeinden in der Umgebung cineastisch besser ausgestattet sind als das wohlhabende Freising. In Neufahrn und Erding gibt es bekanntlich das Cineplex, in Moosburg die Rosenhof Lichtspiele. Oder wie wäre es mit einem Ausflug nach Pfaffenhofen ins CineradoPlex? Oder nach München? Oder einfach gleich nach Kalifornien, ins Herz der Filmindustrie? Gefühlt vergeht zwischen Kinostarts in den USA und Deutschland ja genauso viel Zeit, wie während des Baus des Freisinger Kinos.

Aber vielleicht ist die ganze Aufregung über ein fehlendes Kino in der Domstadt auch übertrieben. Wer braucht schon ein Kino in Zeiten von Netflix, Amazon Prime und Youtube? Wer braucht schon Dolby Surround, HD und 3D? Wer will schon sein Date in einem abgedunkelten Raum verbringen, während ein Actionstreifen über die Leinwand flimmert und man sich nicht mal unterhalten kann? Richtig: Sehr viele Menschen, die in der Kreisstadt leben und etwas mehr Geschwindigkeit bei kulturellen Infrastrukturmaßnahmen erwarten, als beim Bau eines Berliner Flughafens.

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