Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Region:Weisheiten aus der Quengelzone

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Hin und wieder muss man den lieben Kleinen schon Bescheid sagen, damit sie zu höflichen, freundlichen und verantwortungsbewussten Großen werden. Supermärkte helfen dabei

Kolumne von Karin Kampwerth

Wer das Leben mit einem Ponyhof vergleicht, weiß, dass Kindererziehung kein Streichelzoo ist. Hin und wieder muss man den lieben Kleinen schon Bescheid sagen, damit sie zu höflichen, freundlichen und verantwortungsbewussten Großen werden. Eltern sind besonders dankbar darüber, dass sie in ihren Bemühungen stets starke Partner an der Seite haben. Zum Beispiel Supermärkte, die sich in Sachen Erziehung als tägliches Trainingscamp erweisen.

Geübt werden kann etwa in der Disziplin "Schlangestehen ohne die Nerven zu verlieren". Wenn wieder einmal nur eine von sechs Kassen geöffnet ist, besteht die Herausforderung darin, die niedlichen Händchen des Nachwuchses ständig aus dem Süßigkeitenregal zu ziehen, das für diese Trainingseinheit eigens auf Augenhöhe von Dreijährigen platziert ist. Mit einem Geduldsspiel der besonderen Art erfreut man den Rest der Kundschaft immer dann, wenn sich Söhnchen oder Töchterchen tobend auf den Fußboden werfen, weil sie ihren Willen beziehungsweise den Schokoriegel nicht bekommen. Klein gegen Groß. Wer häufiger als Sieger hervorgeht? Nun ja ...

Dabei kann man sich den ganzen Stress schenken, wenn nur die Argumente stimmen. Dass dafür auch schon die Jüngsten zugänglich sind, stellte eine Familie in einem Discounter in Eglharting unter Beweis. Vater, Mutter und ihr geschätzt dreijähriges Töchterchen standen vor dem Chipsregal und packten Tüte um Tüte der fett- und kalorienreichen Knabbereien in den Einkaufswagen. Obendrauf noch Bonbons, Kekse, Gummibärchen. Weiter ging es schnurstracks am Gemüse vorbei in Richtung Getränke. Cola, Fanta, süße Säfte: Berstend voll wurde der Wagen an die Kasse gekarrt - wo das Mädchen einen kleinen Schokohasen aus der Auslage zog und mit großen Augen fragte: "Mama, ist der zu teuer?" "Nein", sagte die Mutter: "Zu ungesund."

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Quelle:
SZ vom 19.02.2018
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