Mitten in der Region:Weiches Würstchen

Wenn die Mittagspause angebrochen ist, drängen alle nach draußen. Wer beim Metzger schnell einen kleinen Imbiss haben möchte, muss dann aber doch noch viel Geduld haben

Von MAGDALENA SEIDENSPINNER

Die Sonne scheint, die Mittagspause steht bevor. Was man da macht? Ganz klar: Beim Metzger schnell einen Imbiss auf die Hand und dann ein paar kostbare Minütchen Sonne tanken. Doch so einfach ist es leider nicht. Selbst wenn man es pünktlich um halb eins aus dem stickigen Büro schafft, bleibt da nämlich immer noch das Problem mit dem Imbiss. Oder, besser gesagt, mit dem schnellen Imbiss.

Da sollte man doch meinen, dass bei strahlendem Sonnenschein selbst der anspruchsvollste Kunde der Metzgertheke so schnell wie möglich den Rücken kehren will. Doch weit gefehlt: Die Schlange vor der Theke wird einfach nicht kürzer. Da ist zum Beispiel die Krux mit den Würstchen. Die müssen nämlich besonders weich sein, verlangt eine ältere Dame. Ein latent genervter Verkäufer nimmt ein Paar Würstchen von weiter unten heraus. "Die sind ganz weich", verspricht er der Kundin mit einem hoffnungsvollen Lächeln. Kritisch zieht sie die Augenbrauen nach oben. Nebenan bestellt ein Kunde Hackfleisch. 200 Gramm sollen es sein. Auf der Waage landen 220 Gramm. "Passt das so?" "Ne, 200 hab ich gesagt." Die Verkäuferin nimmt ein Teelöffelchen vom Hack aus der Schale. Jetzt sind es 198 Gramm. Das passt. Auch die Würstchenwahl ist mittlerweile gefallen. Zehn Minuten sind vergangen, bleiben noch zehn Minuten Mittagspause.

Schon auf weitere Sonderwünsche gefasst, wendet sich die Verkäuferin der nächsten Kundin zu. "Eine Leberkässemmel bitte." Sie runzelt die Stirn. "Das ist alles?" Mit einem erleichterten Lächeln schneidet sie eine Scheibe vom Leberkäse ab. Das ist die unkomplizierteste Bestellung des Tages.

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