Mitten in der Region:Waschtag der Frauen

Der Rabatt in der Waschstraße ist ja in Ordnung, aber das Serviceangebot nur nett gemeint

Kolumne Von Sibylle Haas

Clara Zetkin war eine streitbare Person. Wir können das natürlich nur vermuten, weil sie lebte, als es uns noch gar nicht gab. Doch dass diese Frau, die 1857 geboren wurde, unbequem, kämpferisch und wortreich war, ist hinreichend bekannt. Sie trat für die Rechte der Frauen ein, als diese noch mit Prügel bedroht wurden, wenn sie dies taten. Sie predigte über Emanzipation, als die meisten noch glaubten, Gleichheit und Gleichberechtigung seien Werke des Teufels.

Die Frau engagierte sich für Frauenwahlrecht, für freie Berufswahl und Arbeitsschutzgesetze. Wer so couragiert ist, dem ist es egal, als streitbar und unbequem zu gelten. Und es war Clara Zetkin, die sich mit anderen Frauen für die Einführung des Internationalen Frauentags einsetzte - gegen den Widerstand von Männern.

Ob ein Waschstraßenbetreiber in Wolfratshausen nun an den Internationalen Frauentag gedacht hat, ist offen, aber seit Juli ist dort jeden Mittwoch "Damentag". Für Frauen gibt es dann einen Rabatt von ein Euro auf alle Wäschen - allerdings nur, wenn am Steuer des Wagens auch wirklich eine Frau sitzt, wie es im Kleingedruckten heißt. Die "modernste Waschanlage in der gesamten Nahregion" überbietet sich geradezu mit ihrem Service: "Auf Wunsch fahren wir Ihr Fahrzeug für Sie durch die Waschstraße". Oh Mann, ist das fein, weil Frauen doch einfach nicht in der Lage sind, die Reifen ihres Wagens in die richtige Spur zu bugsieren. Dass wir zu alledem auch noch eine kleine Aufmerksamkeit gratis bekommen, dafür bedanken wir uns schon jetzt ganz brav mit einem Knicks.

Was Clara Zetkin, wäre sie denn Auto gefahren, dazu gesagt hätte? Wir wissen es nicht. Aber von Emanzipation wäre sicher die Rede gewesen, von der Gleichheit der Geschlechter in der Waschstraße vielleicht auch . . .

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