Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Region:Von Menschen und Enten

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Von der großen Lässigkeit, die von allen Besitz ergreift, wenn es richtig warm wird

Von Konstantin Kaip

Die Stockente und der Mensch, könnte man meinen, haben nicht viel gemein. Schon allein deshalb, weil die weiblichen Enten mit einem schlichten braunen Federkleid vorlieb nehmen, während die Erpel im edelgrauen Prachtgewand mit brauner Brust, grünschimmerndem Kopf und blendend weißem Kragen herumstolzieren. Im Sommer aber ist das anders: Da ist der Erpel der Gattung Anas platyrhynchos, wie unsere häufigste Entenart auf Biologisch heißt, dann doch sehr nah am Menschen.

Beobachten kann man das dieser Tage an diversen Gewässern, wo sich die Stockenten gerne in Gruppen zusammentun. Die Schwimmvögel tun dort genau das, was wir auch so tun im August: Sie schauen verträumt auf den grünen Fluss oder machen ein Nickerchen, den Kopf nach hinten gedreht, den Schnabel zwischen die Schwingen gesteckt. Ab und zu hüpft eine ins Wasser, was man halt so macht im Strandurlaub. Jugendliche würden sagen: Sie chillen. Aber auch der Dresscode der Schwimmvögel gleicht derzeit dem unseren. Denn von Prachtkleidern ist am Ententreffpunkt nichts zu sehen. Alle dasselbe lässige graubraune Freizeitdress. Es ist die Zeit der Mauser, wie der Wechsel des Federkleids bei Vögeln genannt wird. Und im Schlichtkleid sind die Erpel kaum von den Enten zu unterscheiden.

Sie machen es gerade wie alle, die mit kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen träge im Schatten der Häuser oder, wenn sie können, an den Flüssen und Seen liegen. Wie der Ferienmensch ist der Enterich nicht nur luftig und lässig gekleidet, sondern auch nicht gerade auf Höchstleistung aus: Während der praenuptialen Mauser, bei der die Erpel ihr Schwingengefieder wechseln, sind sie nämlich mehrere Wochen flugunfähig. Wenn es dann kälter wird, flattern und schnattern sie mit grauem Anzug und weißem Kragen wieder gschaftlig in der Gegend herum. Aber daran wollen weder Mensch noch Ente denken, wenn sie an einem Sommertag an Fluss sitzen.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2017
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