Vielleicht ist es noch zu früh, den großen Zeus zu preisen. Seine Karriere hat er ja erst vor sich, womöglich wird er sogar Millionär. Dass er zu Höherem berufen ist, suggeriert schon der Name: Zeus der Ältere zeugte vier eheliche und um die 67 uneheliche Nachkommen. Darunter Minos, Sarpedon und Rhadamanthys: Mit ihrer Mutter Europa hatte der oberste olympische Gott bekanntlich den gleichnamigen kulturellen Kontinent entdeckt, wenn nicht gar begründet.
Sein gerade erst getaufter Namensvetter aber wird den allermächtigsten Griechen wohl als Potenzprotz quantitativ übertreffen. Zeus der Jüngere könnte Vater einer sechs-, ja siebenstelligen Kinderschar werden - und trotz seiner Sterblichkeit noch über den Tod hinaus weitere Nachkommen in die Welt setzen. Bis zum Freitag war der Bulle bloß ein namen- und hornloser Zepter-Sohn. Aber als er auf dem Weilheimer Zuchtviehmarkt für 46 500 Euro von der Besamungsstation Greifenberg ersteigert worden war, folgte flugs die Taufe.
Seine neuen Herrchen dort sehen in ihm einen "Inbegriff von Männlichkeit und Stärke". Schließlich wird es für Zeus junior jahrelang nur zwei Aufgaben geben: Fressen und Kopulieren. Immer wieder wird er ein Gestell besteigen, um seinen kostbaren Penis in eine vorgewärmte Gummivagina zu stecken - und auch beim 1000. Mal den Betrug nicht durchschauen. Eigentlich ein schöner Beweis für die These, dass bei männlichen Säugetieren die Kraft der Hoden oft die des Verstandes übersteigt.
Zur Ehrenrettung des Geschlechts muss angeführt werden, dass Zeus der Ältere da ein ganz anderes Kaliber war. Der wusste den Zeugungsakt zu genießen und war dem Vernehmen nach stets bemüht, dass dies auch bei den Partnerinnen der Fall war. Schon im Vorspiel zeigte sich der Götterbegatter unglaublich erfindungsreich. Gerne näherte er sich den Damen in Tierverkleidung. Ob als Schlange Schwan, Kuckuck oder Ameise: Stets machte er als Verführer Bella Figura. Nur um Europa rumzukriegen, brauchte es das Stierkostüm als "Inbegriff von Männlichkeit und Stärke".