Mitten in der Region:So ein Schmarrn

Ein kleiner Monaco Franze scheint auch in manchem Politiker zu stecken. Das legt ein Facebook-Post des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz nah

Von Barbara Mooser

Allein für diese Szene muss man Regisseur Helmut Dietl für immer lieben: Als der Monaco Franze in einer Folge der gleichnamigen Serie einmal nach seiner Meinung zum vorangegangenen Opernabend gefragt wird, hält er sich nicht lange mit überflüssiger Diplomatie auf: "Ein rechter Scheißdreck war's. Altmodisch bis provinziell war's. Des war's." Zuvor hatte sich der Schlawiner freilich bei einem Kritiker der Süddeutschen Zeitung versichert, dass er mit dieser Einschätzung nicht ganz verkehrt lag. Heute tummeln sich die Freunde deutlicher Sprache vor allem in den sozialen Netzwerken, doch ihre Beiträge sind bei weitem nicht immer so lustig wie der Ausbruch des Monaco Franze.

Im richtigen Leben hingegen kommt man in der Regel nicht weit, wenn man allzu unverblümt sagt, was man denkt. Das gilt insbesondere für Politiker, die ja meist irgendwann einmal wiedergewählt werden wollen. Selbst für die weniger scharfsinnigen Wortmeldungen von Teilnehmern bei ihren Veranstaltungen bedanken sie sich freundlich. Verbindlich ist der Ton, mit dem sie auch auf die seltsamsten schriftlichen Bürgeranfragen antworten, und selbst im Umgang mit dem politischen Gegner befleißigen sie sich meist recht höflicher Umgangsformen.

Doch jetzt zeigt sich: Ein kleiner Monaco Franze scheint auch in manchem Politiker zu stecken. Das legt ein Facebook-Post des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz über seine neuste Errungenschaft nahe: ein Gerät, das in roten Großbuchstaben jedes beliebige Dokument ganz undiplomatisch als "Schmarrn" abstempeln kann. "Für meine politische Arbeit äußerst wertvoll", schreibt Lenz mit einem Smiley dahinter. Bei Politikern aller Couleur scheint er damit einen Nerv getroffen zu haben. "Wo gibt's den?", fragt sehnsüchtig die Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) nach der Herkunft des Stempels. "Sehr gute Idee", lobt Lenz' Parteifreundin, die Bezirksrätin Susanne Linhart. "Ich will auch einen!", fordert CSU-Bezirksgeschäftsführerin Kathrin Alte. Man kann sich regelrecht vorstellen, wie bald Politiker überall im Landkreis abends in ihren stillen Kämmerchen sitzen und stempeln, bis die Tinte leer ist. Und später mit einem Lächeln auf den Lippen einschlafen.

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