Mitten in der Region:Schöner Schein

Wer vom Äußeren Rückschlüsse auf eine Person zieht, kann ganz schön reinfallen

Von Karin Kampwerth

Dass sich der Mensch vom Aussehen leiten lässt, ist mit dem Kindchenschema bestens belegt. Runde Kopfform, Kulleraugen und schon ist es dahin mit der Contenance, man steht gefühlsmäßig unter Zuckerschock. Das funktioniert genauso bei kleinen Hunden und Katzen. Dabei wissen Eltern, dass die wahnsinnig süßen Wesen nur deshalb so wahnsinnig süß sind, damit man ihnen nicht gram ist, weil sie einem Schlaf und Nerven rauben. Genauso wie Herrchen und Frauchen wissen, dass Tierkinder in die Wohnung machen, die Lieblingsschuhe zerkauen und das Parkett zerkratzen. Und dennoch ...

Dass aber, wer nach dem Äußeren geht, auch bei Erwachsenen durchaus eine optische Täuschung erleben kann, weiß man nicht erst seit Charleys Tante oder Conchita Wurst. Auch die Begegnung mit der umwerfend freundlichen Bäckereiverkäuferin beim morgendlichen Semmelkauf gehört manchmal in diese Kategorie. Ein Button auf dem Bäckereishirt verrät, dass sie auf den wohlklingenden Namen eines süddeutschen Fahrzeugfabrikats getauft wurde, wobei sie weder BMW noch Audi heißt.

Gesegnet ist die junge Frau aber nicht nur mit dem schönen Namen, sondern auch mit dem aparten Aussehen einer Südamerikanerin. Man wäre wenig überrascht gewesen, hätte sie einem beim Betreten der Bäckerei ein fröhliches "Hola" und beim Verlassen "Hasta la vista" zugerufen. Stattdessen wünscht sie in breitestem bairisch "an scheena Dog". Was das alles mit Babys und Tierkindern zu tun hat? Nichts. Außer der Freude. An kleinen Wesen genauso wie an freundlichen Menschen. Und dass man nicht vom Äußeren her urteilen sollte.

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