Mitten in der Region:Pfusch beim Yoga

Um es gleich auf den Punkt zu bringen, die meisten Männer haben null Bock auf Yoga. Das wollen die Volkshochschulen ändern

Kolumne von Michael Morosow

Wir alle sind Resultat eines märchenhaften Schöpfungswunders. Es ist in der Tat erstaunlich, was unser Herrgott aus feuchtem Lehm formte. Wenn man gehässigen Frauen Glauben schenkt, dann war ihm beim Prototyp "Adam" ein Fehler unterlaufen, weshalb er sich beim Folgemodell "Eva" mehr anstrengte. Wie auch immer, der gepfuschte Mann wurde bis heute nicht Opfer einer Rückholaktion, im Gegenteil: Von der schadhaften männlichen Ausführung existieren heute circa 3,9 Milliarden Exemplare, von der weiterentwickelten Frau nur etwa 3,8 Milliarden.

Dass sich beide Spezies zur Arterhaltung näher kommen müssen, hat der Schöpfer dabei wahrscheinlich in einem Anfall von Ironie so beschlossen. Und sicher lacht er heute noch über diesen Coup. Dabei zerbrechen mittlerweile immer mehr von den seit der Steinzeit geschaffenen Phalangen von Mann und Frau. Sie auf der Jagd, er am Herd - sie auf dem Bau, er auf dem Spielplatz - die geschlechterspezifische Aufteilung befindet sich im Wandel.

Doch es gibt noch viele Baustellen. Um es gleich auf den Punkt zu bringen, die meisten Männer haben null Bock auf Yoga. "Weiberkram", "komische Verrenkungen", "unmännlich" lauten ihre Begründungen dafür, lieber in die Muckibude zu gehen als auf einer Gummimatte sich zu einem "Sonnengruß" zu verbiegen oder so lange einen "nach oben schauenden Hund" zu geben, bis die Seele mit dem Schwanz wedelt. Aber auch dieser "Weiberkram" findet hierzulande mehr und mehr Anhänger im Lager der fehlerhaften Prototypen. Und ihre Zahl wird steigen, unter anderem die Volkshochschulen möchten dazu beitragen.

Jene Männer also, die nichts Unmännliches dabei empfinden, zur Stärkung ihrer äußeren und inneren Stabilität ihre Glieder im Atemrhythmus zu verrenken, sollten bei den Kursen für Männer aufschlagen. "Wir passen die Übungen den männlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen an", heißt es in der Programmankündigung. Ach ja, der gepfuschte Mann soll mit warmen Socken und einer Decke erscheinen.

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