Mitten in der Region:Man muss mit der Zeit gehen

Es gibt ja Menschen, die werfen der CSU vor, ewiggestrig zu sein. Dass das nicht stimmen muss, hat der Ministerpräsident Markus Söder in den vergangenen Wochen unter Beweis gestellt. Nun versucht ihn ein CSU-Ortsverband zu toppen

Kolumne von Jacqueline Lang

Es gibt ja Menschen, die werfen der CSU vor, ewiggestrig zu sein. Dass das nicht zwangsläufig stimmen muss, hat der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder in den vergangenen Wochen und Monate allerdings wieder einmal sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Da wurde aus dem schwarzen Söder praktisch in Nullkommanix ein grüner Söder, der Bäume umarmt.

Was die Parteispitze kann, das kann die Parteibasis schon lange, dachte sich nun wohl auch ein CSU-Ortsverband aus der Region und hat sich zum 60-jährigen Bestehen etwas ganz Besonderes überlegt: Anstelle einer großen Feier zu eigenen Ehren, will man am kommenden Samstag, 21. September, "im Rahmen der weltweit stattfindenden Klimaaktionswoche" Bäume pflanzen. Und nein, nicht irgendwo, sondern am Zukunftswald. Es werden also Bäume für die, oder - vielleicht kann man sogar im wahrsten Sinne des Wortes sagen - in der Zukunft gepflanzt. Nicht einmal die pfiffige Presseabteilung des Herrn Ministerpräsidenten hätte sich das wohl besser ausdenken können.

Gepflanzt werden die Bäume, bei denen es sich selbstredend um heimische Bäume - unter anderem sogar um eine Flatterulme, den Baum des Jahres - handelt, von fast allen Kandidaten, die bei der kommenden Gemeinderatswahl antreten werden, sowie dem Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer, dem Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath und Landrat Stefan Löwl. Ob dieselben Herren einen Tag vor der Aktion, sprich an diesem Freitag auch beim weltweiten Klimastreik in München mitlaufen und Plakate in die Höhe halten werden? Wohl eher nicht.

Dies soll die Baumpflanzaktion aber natürlich nicht in ihrem Wert schmälern. Sie ist ehrenwert, ohne Zweifel. Allerdings fragt man sich doch, wie das Ganze wohl abgelaufen wäre, wenn das Jubiläum schon vor zwei Jahren, also in der Zeit vor Greta Thunberg und einem grünen Markus Söder, gewesen wäre. Hätte die Herren von der CSU dann zur Feier des Tages vielleicht nicht 60 Bäume gepflanzt, sondern womöglich 60 Parkplätze gebaut? Ein Schelm, wer ihnen Böses unterstellt: Ist ja nur selbstverständlich, dass auch eine Partei wie die CSU mit der Zeit geht - und das besser spät, als nie.

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