Mitten in der Region:Machos am Kaminofen

Feuer machen ist in manchen Beziehungen ein Reizthema. Dabei funktioniert das mit der Schweizer Methode hervorragend und senkt zudem die Feinstaubbelastung ganz erheblich

Kolumne von Thomas Daller

Sie werden wohl auch die vergangene Quer-Sendung im BR gesehen haben, in der über den Streit zwischen unserem Landrat und dem Grünen-Kreisrat Stephan Glaubitz berichtet wurde. Im Anschluss daran wurde ein Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann gezeigt, die den ganz alltäglichen Wahnsinn urkomisch wiedergibt. Ihr Ehemann lasse sie zuhause den Holzofen nicht anschüren, sagte sie: "Der hoit 1000 Grad aus, aba mi ned." Das scheint in vielen Haushalten so ein Mann-Frau-Ding zu sein. Wenn die Gattin mal bei einem Versuch nur glimmende Scheite statt eines fröhlich prasselnden Feuers zuwege brachte und diese so qualmten, dass beim Nachschüren auch noch der Rauchmelder Alarm auslöste, geht viel Vertrauen in diese archaische Fähigkeit verloren. Man stapelt auch nicht die zerrissenen Zalando-Kartons so in den Ofen, dass das Feuer von unten keine Luft mehr bekommt. Pappe rollt man zusammen und knickt sie dann, damit sie zusammenbleibt. Oder wenn ein großer Scheit nur glimmt ohne offene Flamme, dann braucht er einen "kleinen Bruder", einen kleinen Scheit, den man an die Glut andockt und dem Feuer beim Starten hilft.

So was hat man früher intuitiv schon als Bub gelernt, wenn man beim Schwarzfischen ein Rotauge gefangen hatte, dass dann als Steckerlfisch über dem Lagerfeuer landete. Auch Kartoffelfeuer hat man im ländlichen Erding früher gern als Kinder gemacht, mit den kleineren Knollen, die der Bauer beim Ernten übersah. Den schwarzen Ruß an den Händen brachte man nur mit Kernseife und Wurzelbürste wieder weg. Daher ist es wohl weniger ein Mann-Frau-Ding, als das Ergebnis von urbaner oder ländlicher Sozialisation. So hat der Schweizer Autor Martin Suter einmal einen seiner "Allmen"-Krimis mit der Beschreibung begonnen, wie sein feingeistiger Detektiv frierend zuhause vor dem offenen Kamin hockt, weil es ihm nicht gelingt, ein Feuer in Gang zu bringen. Als Landkind rollt es einem beim Lesen so die Zehennägel auf, dass man den weiteren Verlauf der Geschichte gar nicht mehr wissen will. Und so was von einem Schweizer Autor! Wo doch die Schweizer die Schweizer Methode zum Feuer anzünden erfunden haben. Kennen Sie nicht? Geben Sie mal bei Youtube die Begriffe Schweizer Methode Feuer anzünden oder Feuer top-down ein. Da wird's erklärt. Die Technik hat den wertvollen Nebeneffekt, dass man beim Feuermachen noch nie so wenig Feinstaub durch den Kamin geblasen hat. Wenn man wie Martina Schwarzmann so einen Holzofen-Macho zuhause hat, kann man es ihm anschließend unter die Nase reiben, wie es richtig geht.

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