Mitten in der Region: Finger weg vom Geheimtipp

Zeitungsjournalisten wissen viel, sollten aber nicht alles ausplaudern.

Es wird endlich wieder Sommer. Und mit der Temperatur steigt der Drang in allen Zeitungsredaktionen, der Leserschaft bezüglich Freizeitgestaltung ein wenig zur Hand zu gehen. Mit Ausflugstipps zum Beispiel. Wichtigstes Merkmal eines gelungenen Ausflugtipps: Es darf kein Klassiker sein wie Isar, Englischer Garten oder Tierpark Hellabrunn. Kennt eh jeder. Die erste Reaktion des Lesers sollte vielmehr sein: "Oh, wenn ich das schon früher gewusst hätte." Dem Tipp muss also etwas Extraordinäres, Geheimes anhaften. Ayurvedisches Kräuterschütteln beim Bio-Bauern im Oberland wäre so etwas. Oder ein Selfie-Workshop mit Murmeltieren auf der Senneralm. Was aber für heiße Tage wirklich der Burner-Tipp ist: Baden mit Einheimischen in einem versteckten Weiher. In einem Weiher, von dessen Existenz bis heute nur die Einheimischen gewusst haben. Ein Geheimtipp par excellence also, mit dem jede Zeitung beim Leser punkten kann. Zumindest ein Journalist wird davon in Zukunft seine Finger lassen. Jener nämlich, der im Vorjahr einen stillen Weiher im Münchner Umland seinen Lesern verraten hat und kurz nach Drucklegung seines aufklärerischen Werkes sich abermals dorthinbegab. Wieder tauchte er in eine heitere, entspannte Freizeitstimmung ein, genoss die Sonne und das saubere Wasser, als auf einem Handtuch nebenan ein Gespräch begann. Sinngemäß ging es anfangs darum, dass man an diesem Weiher sauberes Wasser, viele Fische und paradiesische Ruhe vorfinde. Wörtlich sagte dann ein circa zweimal zwei Meter großer Badegast unverhofft: ". . . aber jetzt hat so a Volldepp von der Süddeutschen Werbung dafür g'macht". Der Volldepp von der Süddeutschen traute sich deshalb so lange nicht vom Fleck, bis sich der zwei Meter große Badegast aus dem Staub gemacht hatte. Sein persönlicher Ausflugstipp für dieses Wochenende lautet deshalb: Isar, Englischer Garten oder Tierpark Hellabrunn.