Mitten in der Region:Die Botschaft der Kamele

Kamele Großberghofen

Tamara und Ivan verbreiten fröhliche Laune im Dorf.

(Foto: Laura Emonts)

Das Treffen in Betlehems Stall wäre heuer ein Verstoß gegen die Corona-Auflagen gewesen. Für Kamele allerdings gelten diese Vorschriften zum Glück nicht

Glosse von Benjamin Emonts

Weihnachten wäre dieses Jahr ein Fest zum Vergessen gewesen, wenn es nicht doch vereinzelte Lichtblicke gegeben hätte. Manchmal im Leben kommen nämlich die richtigen Lebewesen genau zur richtigen Zeit. Sie bringen einem Freude, wo es keine Freude zu geben scheint. Das war damals schon in Betlehem so. In der Heiligen Nacht kam das Jesuskind zur Welt und brachte den Menschen Hoffnung. Alle kamen sie zusammen in Betlehems Stall: Die Heiligen Drei Könige, Engel, Hirten. Und König Balthasar hatte ein Kamel dabei.

Was die Menschen betrifft, wäre die Zusammenkunft aus jetziger Sicht ein höchst illegales Treffen, weil Hirten und Könige gegen bestehende Kontaktregeln verstoßen würden. Zu viele Erwachsene aus zu vielen Haushalten. Für Kamele allerdings gelten diese Vorschriften nicht. Vermutlich deshalb hat der Herrgott nun Tamara und Ivan aus der Fremde in das kleine Dorf Großberghofen im Landkreis Dachau geschickt. Ausgerechnet in Zeiten sozialer Kontaktarmut bringen die beiden Kamele aus der Mongolei den Dorfbewohnern ein wenig Licht wie einst Betlehems Stern. Kinder, Eltern und Rentner sind von den neuen Dorfbewohnern regelrecht begeistert, weshalb die beiden fast immer Besuch haben. Die gegenseitige Zuneigung ist eben groß.

Das mag auch daran liegen, dass Tamara und Ivan sehr temperamentvolle Kamele sind. Ivan, der noch keine zehn Monate alt ist, gilt als überaus neugierig und kontaktfreudig, Augenzeugen berichten, er habe sie sogar angelächelt. Die viereinhalbjährige Tamara ist gerade schwanger und bekommt im Frühjahr ein Kleines. Erst neulich sorgte die stolze Kamelfrau für großes Aufsehen auf einem ihrer Spaziergänge. Als plötzlich die Feuerwehrsirene ertönte, machte sie in der Nachbarortschaft Walkertshofen eine Stunde lang aus Protest keinen Schritt mehr. Sie bewegte sich erst wieder, als sie an ein Fahrzeug angehängt wurde, das sie ein paar Meter zog. Die Beobachter waren verzückt. Jede Neuigkeit über die Kamele verbreitet sich im Dorf wie ein Lauffeuer.

Die Dorfbewohner von Großberghofen erleben so ihre ganz eigene Weihnachtsgeschichte mit den Kamelen. Obwohl sich die Tiere dort offenbar wohl fühlen, wird ihr Besuch jedoch nicht von Ewigkeit sein. Sobald der neue Stall fertig ist, holt ihr Besitzer sie wieder nach Altstetten bei Schwabhausen zurück. Dort sollen krebskranke Kinder mit Ivan, Tamara und ihrem Neugeborenen spielen - in jeder Hinsicht eine frohe Botschaft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: