Mitten in der Region:Der Speck muss weg

In der Corona-Krise ist nicht nur die Fangemeinde von Christian Drosten immer größer geworden, sondern auch die Zahlen auf der heimischen Waage

Kolumne von Thomas Balbierer

Es geschah im Frühling an einem sonnigen Samstag. Den Verfasser dieser Kolumne hatte nach wochenlangem Corona-Lockdown und Home-Office-Gefangenschaft der Bewegungsdrang erfasst, also radelte er von München aus an den Starnberger See und wieder zurück. 60 Kilometer und zwei Kugeln Eis später stand er schweißgebadet in der Wohnung, stolz auf seine Leistung, bereit für eine erfrischende Dusche; als seine Freundin ihn plötzlich am nackten Bauch packte, maliziös grinste und sagte: "Da wächst ja langsam ein Schwimmreifen." Der gerade erst wiederentdeckte Elan entwich wie Luft aus einem löchrigen Ballon. Es sollte Wochen dauern, bis der Reporter sich erneut zu sportlicher Ertüchtigung aufraffen konnte.

Ja, es stimmt: In der Corona-Krise ist nicht nur die Fangemeinde von Christian Drosten immer größer geworden, sondern auch die Zahlen auf der heimischen Waage. Was sollte man außer Kochen und Essen auch sonst tun, als man Freunde nicht treffen und das Fitnessstudio nicht besuchen durfte. Irgendwie musste man sich die Zeit doch versüßen, und schmeckt der Kaffee mit einer kleinen Leckerei nicht umso besser? Immerhin, mittlerweile klappt es hin und wieder mit dem Besuch in der Muckibude, aber der Bauch ist längst noch nicht so flach wie früher. "Vielleicht bleibt das ja so", lautete kürzlich ein Kommentar der Freundin, garniert mit einem fiesen "Dickerchen". Dass es anderen in der Pandemie wohl ähnlich geht, zeigt nun eine Initiative der Stadt Dachau. Sie will Ende Oktober eine sogenannte Calisthenics-Anlage eröffnen. In dem kleinen Fitnesspark sollen Klimmzugstangen und Reckvorrichtungen zur Bewegung animieren. In der Schule nannte man das früher Turnen, aber sei's drum. Die neue Anlage kommt jedenfalls zur richtigen Zeit: Es ist noch nicht zu spät, den Corona-Speck abzuschmelzen, bevor die Pfunde im Advent wieder ganz von selbst auf die Hüften schlagen. So kann man der Partnerin wenigstens ein paar Wochen lang beweisen, was für ein toller Hecht man ist - ganz ohne Schwimmreifen.

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