Mitten in der Region:Der Frust mit dem Ruhestand

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Es ist nicht wie beim Wein. Männer werden nicht unbedingt besser, wenn sie altern

Kolumne Von BENJAMIN ENGEL

Ach, wie herrlich könnte der Ruhestand sein. Zumindest lässt sich davon träumen, endlich einmal während der Woche so lange schlafen zu können, wie man will. Kein Hochschrecken aus dem Bett durch morgendliches Weckergeklingel gibt es dann mehr. Auch die Hetzerei in die Arbeit ist passé. Schließlich kann der Ruheständler verreisen, so lange er will. Schwierig kann es mit dem Ruhestand werden, wenn bei Ehepartnern eine früher als in Rente geht als der andere.

Denn dass dann die Lebensqualität steigt und die Beziehung besser wird, ist noch längst nicht ausgemacht. Zwei Frauen gerieten an der Supermarktkasse über diese Frage kürzlich ins Diskutieren. Daraus entwickelte sich ein geradezu Loriot-hafter Dialog. Die eine begann zu erzählen, dass ihr Mann in zweieinhalb Jahren in Rente gehe. Darauf antwortete die andere mit schnippischem Unterton: "Das ist ja prima. Dann kommst du von der Arbeit nach Hause, und er hat schon das Essen für dich gekocht." Darauf reagierte die Freundin seufzend. "Bestimmt nicht", stellte sie klar. Denn ihr Mann sei im Haushalt einfach zu nichts zu gebrauchen. Allenfalls ein paar Würstel könne er sich warm machen. Da habe sie wohl in der Jugend versäumt, ihm Grundlegendes beizubringen. "Der bräuchte einen Hausmann-Kurs."

Doch der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot hätte nicht erwähnt werden müssen, käme nicht noch die Pointe. Die klärte das Verhältnis der Geschlechter ein für alle mal. Denn kaum war die Klage über den zumindest haushaltstechnisch offenbar vollkommen Unbegabten zu Ende, tröstete die Freundin. "Vielleicht ist es gar nicht so schlimm", sagte sie. "Die Männer können uns doch eh nichts recht machen." Darauf betretenes Schweigen.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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