Mitten in der Region:"Battenburg" statt Langeweile

Im Kampf um mehr Aufmerksamkeit muss man ständig nachrüsten. Das hat man auch beim BRK verstanden

Von Gregor Schiegl

Wie muss man aussehen, damit Hühner einen schön finden? Wie riecht Ohrenschmalz? Fällt das Butterbrot wirklich immer auf die Butterseite? Und was ist, wenn man beide Seiten bestreicht? Zu all diesen Fragen gibt es umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und zu der elementarsten aller Fragen, welche Farben bei Autos gerade angesagt sind, sowieso. Dazu könnte man den "European Color Report for Automotive OEM Coatings" konsultieren, es genügt aber schon ein Blick auf den nächsten Parkplatz: Die meisten Autos sind schwarz, weiß, oder silbergrau. Gediegene Langeweile allüberall.

Doch es geht auch anders. Wem schon mal eines der neuen Einsatzfahrzeug des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) entgegen gekommen ist, weiß es vielleicht, weil das Auto extrem ins Auge sticht. Das Design erinnert schmerzhaft an die Garderobe von Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr, digitale Infrastruktur und grauenhafte Sakkos. Ein großflächiges Schachbrettmuster zieht sich über die Seiten des Fahrzeugs, nur mit noch schlimmeren Farben: schreiendes Rot, schrilles Gelb - neonfarben. Die ästhetische Schockwirkung ist gewollt. Das aggressive Design gehört zum "Hochsichtbarkeitskonzept", wie das Rote Kreuz erläutert. Die besondere Farbgebung und Anordnung der Beklebungselemente ermögliche eine verbesserte Tag-, Dämmerungs- und Schlechtwettersichtbarkeit des Rettungswagens.

Das Design dient also nicht nur den Patienten, sondern schützt auch die Retter. Auf den Sonderfahrten haben die Einsatzkräfte nämlich ein weitaus erhöhtes Unfallrisiko. Da die Besatzungen der Einsatzfahrzeuge vor allem nachts oft das Martinshorn nicht einschalten, weil man die schlafenden Leute ja nicht aus den Betten reißen will und zuletzt für die nächste Alarmierung sorgen, will man wenigstens gut gesehen werden. Dazu dient das neue "Battenburg Design". Bei den Briten ist es längst gang und gäbe. Bald wird es überall die Regel sein. Im Kampf um Aufmerksamkeit muss man ständig nachrüsten. Das kennt man nicht nur beim BRK.

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