Mitten im Landkreis:Vom Winde verweht

Wer die Tage vor die Tür geht, muss hoffen, dass es ihm nicht wie dem "Fliegenden Robert" von Heinrich Hoffmann geht. Besser man bleibt - wenn möglich - daheim

Kolumne von Nicole Graner

Dieser Wind kann ganz schön lästig sein: Zerzaust langes Haar, weht es vor die Augen, dass man schon genau hinschauen muss, wohin man geht. Und falls es regnet, oh je, der Schirm! Da hofft man sehr, dass es einem nicht so ergehen möge wie dem "Fliegenden Robert" von Heinrich Hoffmann. Robert wagt sich in der 1845 erschienenen Geschichtensammlung "Struwwelpeter" doch glatt hinaus bei Sturmgebraus. Unter den roten Schirm jagen die Böen, Robert wird emporgehoben, bis zu den Wolken. Und fliegt. Weit weg. Irgendwohin. Wie sein Hut.

Nein, man will nicht fliegen wie Robert in seinem gelben Mäntelchen. Tut es auch nicht. Dafür fliegen die Dinge. Zum Beispiel Abdeckplanen, die über Gartenmöbeln lagen. Oder Blumenkübel-Untersetzer. Die eigenen sind es nicht - von irgendeinem Nachbarsgarten werden sie schon sein. Ach, und ein Nest hat der Wind direkt auf den Gartenbrunnen gefegt - dort wollte Frau Amsel sicher nicht brüten. Das Blüschen, das zum Lüften draußen auf dem Bügel hing, hängt nun im Fliederbusch. Und auf der Straße hat es sogar ein Parkverbotsschild umgelegt.

Es fliegt vieles in den stürmischen Tagen. Und landet zum Beispiel in der Strogen oder im Kronthaler Weiher. Beliebt sind auch Hecken oder Hauswände. Schlimm wird es, wenn die Abholung der Gelben Säcke ansteht. Wenn man Glück hat, bleibt der Sack zu, wenn man Pech hat, wird der Garten oder die Siedlung zur Wertstoffdeponie.

Ach ja, fliegen. Eigentlich könnte uns der Wind doch dorthin tragen, wo es schön warm ist, die Sonne scheint. Oder schnell an jenen Ort, wohin es die oder den Liebsten verschlagen hat. Aber am Ende ist es daheim doch am schönsten: auf der Couch. Mit Tee, Schokolade und einem Buch - vom Fliegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: