Mitten im Landkreis:Mann am Steuer

Radfahren auf einsamen Straßen könnte so entspannt sein, wenn nicht das aufdringliche Gehupe stören würde

Von Thomas Daller

Endlich, endlich, ist das Wetter an manchen Tagen wieder geeignet, mit dem Radl in die Arbeit zu fahren. Schon eine gefühlte Ewigkeit scharren wir mit den Pedalen, um zusammen mit einem Kollegen über kleine Dörfer und auf kleinen Ortsstraßen mit sehr wenig Verkehr in die Redaktion zu radeln. Wenn man Glück hat, begegnen und überholen einen lediglich zehn bis zwölf Autos in dieser guten Stunde Fahrzeit. Dieser Umstand erlaubt es, dass man nebeneinander radeln kann. Journalisten sind mitteilungsfreudige Menschen und wenn es nicht gerade ein Stück bergauf geht, hat man auch Luft zum Ratschen. Oft geht es darum, was man am Vorabend beispielsweise in der Gemeinderatssitzung an Neuigkeiten erfahren hat oder welche Themen für unsere Leser interessant und relevant sein könnten. Außerdem macht es Spaß, sich gegenseitig auf Tiere aufmerksam zu machen, die man auf den Äckern und Feldern am Wegesrand sieht. Man sucht mit den Augen das Terrain ab und freut sich, wenn man einen Fasan entdeckt.

Zwei Radlfahrer, die auf dünn befahrenen Gemeindeverbindungsstraßen nebeneinander unterwegs sind, mögen streng genommen ein kleines Verkehrshindernis sein, de facto ist man dabei aber auch nicht langsamer oder gar breiter als ein Traktor. Ohnehin kommt es so gut wie nie vor, dass ein überholendes Fahrzeug wegen uns bremsen muss, weil gleichzeitig ein anderes entgegen käme. Deswegen ziehen die roten Corsas oder blauen Golfs einfach an uns vorbei, die von Frauen gelenkt werden. Wenn man hingegen von hinten angehupt wird, weil es so einem Blockwart der Straßenverkehrsordnung nicht passt, wenn Radler mal nicht hintereinander und nur eine Handbreit vom Bankett entfernt fahren, dann hat man das Klischee: Ein Wagen der Mittel- oder Oberklasse, mindestens 150 PS - und am Steuer sitzt ein Mann, der meint, dass ihm die Straße allein gehöre. Platz genug, dass ein Sattelschlepper vorbei könnte, aber aufdringlich hupen. Da muss man sich ja fremdschämen. Ist euch das nicht selbst peinlich, liebe Geschlechtsgenossen? Wir wollten euch zumindest diesen Nachtrag zum gestrigen Weltfrauentag nicht ersparen.

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